Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Deutschlands Buchkünstler stellen wieder in Weimar aus
Grafische Schätze verspricht die Biennale, die an diesem Wochenende zum siebten Mal stattfindet. Klassik-Stiftung kauft Werke an
Weimar. Auf der Frankfurter Buchmesse ist das Künstlerbuch auf dem Rückzug. Wo es früher drei Gänge beanspruchen konnte, blieb einer übrig. Und auch der ist nicht voll besetzt. Unterdessen hat sich Weimar in einen Reigen edler Künstlerbuchmessen eingereiht, zu dem die Artbook Berlin, die BuchDruckKunst in Hamburg oder die Super Books München gehören.
Aufgrund seiner Lage ist Weimar alle zwei Jahre „ein Dreh- und Angelpunkt“, sagt Gudrun Illert. Die Buchkünstlerin („Atelier G“) veranstaltet an diesem Wochenende zum siebten Mal die „Biennale Buchkunst“, mit 46 Künstlern aus ganz
Deutschland. Was 2007 noch ein Experiment im Reithaus an der Ilm war, hat sich zur festen Größe einer Kunstrichtung entwickelt, die zwar ein Nischendasein führt, aber immer mehr Anhänger gewinnt.
Zwei Drittel der Aussteller sind Stammgäste. Von Anfang an dabei sind zum Beispiel Rolf Lock aus der Papierstadt Düren, der, mit seinem Namen spielend, auf „unbekannte Bücherinseln voller Textabenteuer und kalligrafischer Klänge“lockt, auch die Berliner „KatzengrabenPresse“des aus Weimar stammenden Christian Ewald, Peter Zaumseil mit „Dreier Press“aus Elsterberg oder die „Sonnenberg-Presse“von Bettina Haller, Andrea Lange und Birgit Reichert aus Chemnitz.
Nicht zuletzt ist der amerikanische Kunstbuch-Macher und Papierschöpfer John Gerard ein Aussteller der ersten Stunde. Er bringt auch seine Studenten von der Alanus-Hochschule aus Alfter bei Bonn mit. Zu den Neulingen in Weimar zählen Nadine Respondek und
Katja Zwirnmann vom achtköpfigen Leipziger Kollektiv „augen:falter“; alle sind sie Absolventinnen der Hochschule für Grafik und Buchkunst.
Dabei achtet Gudrun Illert auf künstlerische Qualität, schreibt die Messe nicht aus und vertraut auf ihr Netzwerk. „Wer einmal dabei ist, bleibt dabei“, erklärt sie. „Und wer dann nicht kommen kann, gibt seinen Platz frei.“Derart würfelt sich die Messe immer wieder neu zusammen. Die vereint erklärtermaßen sämtliche grafische Techniken: Photogramme, Aquatinta, Holzschnitte, Zeichnungen, Malerbücher, Mappenwerke, Lithografien. Oft handelt es sich um Unikate.
Mithilfe der Stiftungen der Sparkasse
Mittelthüringen kauft die Klassik-Stiftung jedes Mal Künstlerbücher an. Diesmal beteiligten sich dreizehn Künstler am Wettbewerb „Das Bauhaus und seine Schriften“. Die fünf Gewinner wird Wolfgang Holler, Generaldirektor der Stiftung, am Freitagabend bekannt geben. Flankieren kann Gudrun Illert die siebente Biennale mit ihrer eigenen Ausstellung „Linie, Form, Textur – ein dynamischer Dialog“, die vor einer Woche in der Kunsthalle Harry Graf Kessler eröffnet wurde.