Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Zahl der Wölfe in Deutschland ist gestiegen
Fang- und Schutzbemühungen sind beziffert. Zahlen liegen im Landtagsausschuss vor
Bonn. In Deutschland leben nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz derzeit 105 Wolfsrudel. Die meisten Rudel gibt es in Brandenburg (41), gefolgt von Sachsen
(22) und Niedersachsen (21), wie das Bundesamt am Montag in Bonn mitteilte. Damit konzentriert sich das Wolfsvorkommen weiterhin auf das Gebiet von der sächsischen Lausitz in nordwestliche Richtung über Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen. Zum ersten Mal wurden einzelne Tiere auch in Baden-Württemberg, RheinlandPfalz, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein gesichtet. Weitere Vorkommen wurden in Thüringen und Bayern nachgewiesen.
Neben den 105 Rudeln seien
25 Wolfspaare sowie 13 sesshafte Einzelwölfe für das Monitoringjahr
2018/19 bestätigt.
Ohrdruf. Im laufenden Jahr gibt das Thüringer Umweltministerium etwa 200.000 Euro für Versuche aus, die fünf Mischlingswelpen der Ohrdrufer Wölfin tot oder lebendig zu fangen. Allein die Beauftragung einer Tierärztin für den Lebendfang schlägt mit 54.000 Euro zu Buche. Ein für den Lebendfang beauftragtes Expertenbüro erhält zudem etwa 37.000 Euro.
Das sind Zahlen, die Mitgliedern eines Landtagsausschusses vertraulich mitgeteilt wurden.
Die Kosten sämtlicher Fang- und Schutzbemühungen seit dem Jahr 2017, als die Wölfin erstmals Hybridennachwuchs bekam, liegen weit höher: bei etwa 500.000 Euro. Darin enthalten sind auch 65.000 Euro für Herdenschutzförderung. Mehr als 76.000 Euro wurden allein in den Aus- und Umbau eines ausbruchsicheren Geheges im Bärenpark Worbis investiert. Doch der ist noch hybridenfrei. Noch haben sich die Anstrengungen in diesem Jahr nicht rentiert. Auch nicht die 12.500 Euro, die für den Abschuss der Junghybriden bisher veranschlagt werden.
Der ausbleibende Jagderfolg könnte bereits in Kürze ein unerwünschtes Szenario in Gang setzen: Die Jungtiere aus dem Mai werden bald geschlechtsreif, wandern ab – nicht selten Hunderte Kilometer weit – und zeugen ihrerseits
Mischlinge. Die Thüringer Hybriden könnten so die Reinrassigkeit der Wolfspopulation in ganz Deutschland gefährden. Die Risiko wird dadurch erhöht, dass sich in Deutschland die Wölfe immer stärker vermehren und dabei auch einander immer näher rücken. Auch die Anzahl der Wolfsterritorien stieg von 120 auf 143. Die meisten, 49 Territorien, gibt es in Brandenburg, wie das Bundesamt für Naturschutz mitteilt. Es ist erst 20 Jahre her, dass das erste Wolfspaar in Deutschland Nachwuchs bekam.
Das Rudel der Ohrdrufer Wölfin hat in diesem Jahr bisher 145 Schafe, Ziegen, Kälber und Pferde gerissen – doppelt so viele Nutztiere wie im bisherigen Rekordjahr 2017.