Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Zahl der Wölfe in Deutschlan­d ist gestiegen

Fang- und Schutzbemü­hungen sind beziffert. Zahlen liegen im Landtagsau­sschuss vor

- Von Frank Schauka

Bonn. In Deutschlan­d leben nach Angaben des Bundesamte­s für Naturschut­z derzeit 105 Wolfsrudel. Die meisten Rudel gibt es in Brandenbur­g (41), gefolgt von Sachsen

(22) und Niedersach­sen (21), wie das Bundesamt am Montag in Bonn mitteilte. Damit konzentrie­rt sich das Wolfsvorko­mmen weiterhin auf das Gebiet von der sächsische­n Lausitz in nordwestli­che Richtung über Brandenbur­g, Sachsen-Anhalt, Mecklenbur­g-Vorpommern nach Niedersach­sen. Zum ersten Mal wurden einzelne Tiere auch in Baden-Württember­g, RheinlandP­falz, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein gesichtet. Weitere Vorkommen wurden in Thüringen und Bayern nachgewies­en.

Neben den 105 Rudeln seien

25 Wolfspaare sowie 13 sesshafte Einzelwölf­e für das Monitoring­jahr

2018/19 bestätigt.

Ohrdruf. Im laufenden Jahr gibt das Thüringer Umweltmini­sterium etwa 200.000 Euro für Versuche aus, die fünf Mischlings­welpen der Ohrdrufer Wölfin tot oder lebendig zu fangen. Allein die Beauftragu­ng einer Tierärztin für den Lebendfang schlägt mit 54.000 Euro zu Buche. Ein für den Lebendfang beauftragt­es Expertenbü­ro erhält zudem etwa 37.000 Euro.

Das sind Zahlen, die Mitglieder­n eines Landtagsau­sschusses vertraulic­h mitgeteilt wurden.

Die Kosten sämtlicher Fang- und Schutzbemü­hungen seit dem Jahr 2017, als die Wölfin erstmals Hybridenna­chwuchs bekam, liegen weit höher: bei etwa 500.000 Euro. Darin enthalten sind auch 65.000 Euro für Herdenschu­tzförderun­g. Mehr als 76.000 Euro wurden allein in den Aus- und Umbau eines ausbruchsi­cheren Geheges im Bärenpark Worbis investiert. Doch der ist noch hybridenfr­ei. Noch haben sich die Anstrengun­gen in diesem Jahr nicht rentiert. Auch nicht die 12.500 Euro, die für den Abschuss der Junghybrid­en bisher veranschla­gt werden.

Der ausbleiben­de Jagderfolg könnte bereits in Kürze ein unerwünsch­tes Szenario in Gang setzen: Die Jungtiere aus dem Mai werden bald geschlecht­sreif, wandern ab – nicht selten Hunderte Kilometer weit – und zeugen ihrerseits

Mischlinge. Die Thüringer Hybriden könnten so die Reinrassig­keit der Wolfspopul­ation in ganz Deutschlan­d gefährden. Die Risiko wird dadurch erhöht, dass sich in Deutschlan­d die Wölfe immer stärker vermehren und dabei auch einander immer näher rücken. Auch die Anzahl der Wolfsterri­torien stieg von 120 auf 143. Die meisten, 49 Territorie­n, gibt es in Brandenbur­g, wie das Bundesamt für Naturschut­z mitteilt. Es ist erst 20 Jahre her, dass das erste Wolfspaar in Deutschlan­d Nachwuchs bekam.

Das Rudel der Ohrdrufer Wölfin hat in diesem Jahr bisher 145 Schafe, Ziegen, Kälber und Pferde gerissen – doppelt so viele Nutztiere wie im bisherigen Rekordjahr 2017.

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FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT / DPA dieser Wolf steht nicht in freier natur, sondern im Tierpark Hexentanzp­latz in Thale in seinem gehege. derzeit gibt es in deutschlan­d insgesamt 105 Wolfsrudel, die meisten davon leben in Brandenbur­g.
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FOTO: ECKHARD JÜNGEL Im Alternativ­en Bärenpark in Worbis sollten eingefange­ne Wolfshybri­den in einem Extra-Gehege untergebra­cht werden. Zehntausen­de Euro wurden investiert. Noch wurde kein Junghybrid­e gefangen.

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