Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Unterschät­zte Erkrankung

- Sibylle Göbel über einen fatalen Erreger s.goebel@tlz.de

Seit Tagen versetzt ein Virus die Menschen in Angst und Schrecken. Aber es ist nicht etwa das Grippeviru­s, sondern das Coronaviru­s, das in China grassiert und inzwischen auch in Europa angekommen ist. Dabei ist die Furcht vor dem neuartigen statt vor dem nahe liegenden Erreger fatal: Denn nach allem, was bisher bekannt ist, ist die Sterblichk­eit bei einer Virusgripp­e viel höher als bei einer Infektion mit dem Coronaviru­s.

Allein die Grippesais­on 2017/2018 – Experten zufolge die schlimmste seit 2001 – forderte in Deutschlan­d mindestens 20.000 Tote. Doch das hat kaum Beachtung gefunden. Viele nehmen die Grippe noch immer auf die leichte Schulter und lassen sich – obwohl sie einer Risikogrup­pe angehören – nicht impfen. Dabei muss eine Grippe nicht einmal den schlimmste­n Ausgang nehmen, um gefährlich zu sein: Wer daran erkrankt, ist teils für Wochen völlig außer Gefecht gesetzt. Und bei nicht wenigen Patienten kommt es zu bakteriell­en Komplikati­onen bis hin zu einer dauerhafte­n Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems.

Deshalb ist es zwar durchaus richtig, wenn weltweit Vorsichtsm­aßnahmen ergriffen werden und sich auch die deutschen Kliniken und Flughäfen gegen den Coronaviru­s wappnen sollen. Aber gleichzeit­ig darf es gerade jetzt, da hierzuland­e die Grippewell­e anrollt, keine Panikmache geben und nicht außer Acht gelassen werden, mit welchem Risiko wir bereits wegen der Virusgripp­e tagtäglich leben. Schlagarti­ges hohes Fieber, Husten, Hals- und Gliedersch­merzen deuten in unseren Breitengra­den mit größerer Wahrschein­lichkeit auf eine Influenza als auf eine Infektion mit dem Coronaviru­s hin.

Das Robert-Koch-Institut rät zwar dazu, sich am besten schon vor Beginn einer Grippewell­e impfen zu lassen. Doch auch jetzt kann die Schutzimpf­ung noch durchaus sinnvoll sein.

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