Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Krankenkassen kooperieren bei Kontrollen
Abrechnungsbetrug im Visier
Erfurt. Mehrere Thüringer Krankenversicherungen wollen gemeinsam Abrechnungsbetrug und Korruption von Ärzten bekämpfen. Ein Vertrag regele erstmals kassenübergreifend das Vorgehen für alle Versorgungsbereiche, also Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte und Pflege, heißt es in einer Erklärung. Mit von der Partie sind ein Dutzend gesetzliche Kassen, darunter die AOK-Plus, der Verband der Ersatzkassen (vdek), zu dem Barmer und Techniker-Krankenkasse gehören, sowie die Thüringer IKK classic.
Unter anderem will man gemeinsam gegenüber der Staatsanwaltschaft auftreten und die Schadensregulierung koordinieren. Nahezu in allen Krankenkassen überprüfen eigene Abteilungen Verdachtsfälle. Ärzte beklagen allerdings schon länger einen vermeintlichen Kontrollwahn der Kassen. Dadurch würde die Bürokratie befeuert, würden Ärzte unter Generalverdacht gestellt. Im Zusammenhang mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz hatte es beispielsweise aus dem AOK-Verband geheißen, man werde die Zuschläge für offene Sprechstunden „ins Säurebad der Abrechnungsprüfung“legen.
Einen Zusammenhang wiesen Thüringer Kassenvertreter zurück. Man suche nach schwarzen Schafen im Gesundheitswesen, dabei helfe der Austausch von Erfahrungen, sagte AOK-Sprecherin Hannelore Strobel. Bei der Barmer verweist man auf einen deutlichen Anstieg sowohl bei Hinweisen als auch bei der strafrechtlichen Verfolgung von ärztlichem Fehlverhalten.
Bei der Kassenärztlichen Vereinigung zeigte man sich überrascht, eine Vorab-Information habe es nicht gegeben. „Sofern es um echte Betrugsfälle geht, ziehen wir alle an einem Strang. Die Fallzahlen sind aber so niedrig, da reicht es, wenn sich bei den Kassen eine Bearbeitungsstelle für alle darum kümmert“, sagte deren Sprecher Veit Malolepsy.