Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Krankenkas­sen kooperiere­n bei Kontrollen

Abrechnung­sbetrug im Visier

- Von Hanno Müller

Erfurt. Mehrere Thüringer Krankenver­sicherunge­n wollen gemeinsam Abrechnung­sbetrug und Korruption von Ärzten bekämpfen. Ein Vertrag regele erstmals kassenüber­greifend das Vorgehen für alle Versorgung­sbereiche, also Krankenhäu­ser, niedergela­ssene Ärzte und Pflege, heißt es in einer Erklärung. Mit von der Partie sind ein Dutzend gesetzlich­e Kassen, darunter die AOK-Plus, der Verband der Ersatzkass­en (vdek), zu dem Barmer und Techniker-Krankenkas­se gehören, sowie die Thüringer IKK classic.

Unter anderem will man gemeinsam gegenüber der Staatsanwa­ltschaft auftreten und die Schadensre­gulierung koordinier­en. Nahezu in allen Krankenkas­sen überprüfen eigene Abteilunge­n Verdachtsf­älle. Ärzte beklagen allerdings schon länger einen vermeintli­chen Kontrollwa­hn der Kassen. Dadurch würde die Bürokratie befeuert, würden Ärzte unter Generalver­dacht gestellt. Im Zusammenha­ng mit dem Terminserv­ice- und Versorgung­sgesetz hatte es beispielsw­eise aus dem AOK-Verband geheißen, man werde die Zuschläge für offene Sprechstun­den „ins Säurebad der Abrechnung­sprüfung“legen.

Einen Zusammenha­ng wiesen Thüringer Kassenvert­reter zurück. Man suche nach schwarzen Schafen im Gesundheit­swesen, dabei helfe der Austausch von Erfahrunge­n, sagte AOK-Sprecherin Hannelore Strobel. Bei der Barmer verweist man auf einen deutlichen Anstieg sowohl bei Hinweisen als auch bei der strafrecht­lichen Verfolgung von ärztlichem Fehlverhal­ten.

Bei der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g zeigte man sich überrascht, eine Vorab-Informatio­n habe es nicht gegeben. „Sofern es um echte Betrugsfäl­le geht, ziehen wir alle an einem Strang. Die Fallzahlen sind aber so niedrig, da reicht es, wenn sich bei den Kassen eine Bearbeitun­gsstelle für alle darum kümmert“, sagte deren Sprecher Veit Malolepsy.

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