Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Ernüchterung
Im Kellerduell gegen Münster bleibt der FC Carl Zeiss vieles schuldig und verliert mit 1:2
Jena. Das Gesicht von Jan Löhmannsröben zeigte deutliche Spuren von der unfreiwilligen Bekanntschaft mit der Unterseite des Stollenschuhs von Meris Skenderovic. „Mein Kopf fühlt sich schlimmer als nach einem Heavy-Metal-Konzert an“, sagte der neue Abwehrchef von Preußen Münster, der freilich überglücklich war, dass ihm im Kellerduell der 3. Liga ein 2:1-Sieg bei seinem ExClub geglückt war.
„Wir wollten es mehr als Jena“, schätzte Löhmannsröben ein und traf den Nagel damit auf den Kopf. Als ihm Skenderovic in der 76. Minute unbeabsichtigt im Gesicht traf, war eine für den FC Carl Zeiss bis dahin schon enttäuschende Partie komplett gelaufen. Schiedsrichter Mitja Stegemann, der schon die Gelbe in der Hand hatte, entschied sich beim Blick aufs blutende Haupt Löhmannsröbens auch für Rot als Farbe der Karte.
Bei seiner Entscheidung lag Stegemann, der sich durch seine ansonsten unausgewogene Spielauslegung den Frust der Jenaer Fans zuzog,
übrigens genauso richtig wie bei seinem Elfmeterpfiff in der 32.Minute. „Das war ein klares Handspiel“, gab auch Jenas Trainer Rico Schmitt unumwunden zu. Übeltäter war ausgerechnet Kapitän
Dominic Volkmer. Münster, das nach zehn starken Jenaer Anfangsminuten besser in die Begegnung gefunden hatte und dennoch über weite Strecken ähnlich dem Gastgeber fußballerische Magerkost kredenzte, ließ sich diese Möglichkeit nicht nehmen. Lucas Cueto, bester Mann an diesem frostigen Samstag auf dem Platz, traf zum 1:0.
„Wir waren immer einen Schritt hinterher. Haben vor der Abwehr zu viel klein klein gespielt“, kritisierte Jenas Trainer Schmitt. Das wurde zunächst auch nicht besser, als er für die gelb-vorbelasteten Volkmer und René Eckardt nach der Pause Dominik Bock und Skenderovic brachte. Dass ausgerechnet zwei eigentliche Führungsspieler nach 45 Minuten ohne Verletzungsgrund vom Feld gingen, spricht Bände für das Bild, das die Hausherren abgaben. Ein schwaches – wie Schmitt eingestehen musste. „Wir hatten zu viele Spieler, die unter Schnitt gespielt haben und keinen, der über Schnitt gespielt hat.“
Umso überraschender war dann aber der 1:1-Ausgleich durch Julian Günther-Schmidt (61. Minute), der einen abgewehrten Schuss von Kilian Pagliuca einschob. Und fast schien es so, als könnte nach miserablem Start das Spiel doch noch zu Gunsten des FC Carl Zeiss kippen.
Doch nahezu naiv mutete das weite Aufrücken nach dem 1:1 an und wurde böse bestraft. Als die Jenaer auf der Außenbahn in der Preußen-Hälfte den Ball verloren, konterte Münster blitzschnell. Cueto durfte mit dem Ball am Fuß ungehindert über den halben Platz marschieren und traf per sattem Fernschuss zum 1:2-Endstand (68.).
Wie geht es nun weiter angesichts von zehn Punkten Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz beim FC Carl Zeiss? „Wir haben noch genug Spiele in dieser Rückrunde. Wir haben keine Zeit, Trübsal zu blasen. Ab morgen geht es weiter“, gab sich Pierre Fassnacht kämpferisch.
„Es ist noch nichts entschieden. Wir werden nach einem Spiel jetzt nicht alles zerreden“, meinte sein Teamkollege Nico Hammann.
Der mit einem dicken Kopfverband umwickelte Jan Löhmannsröben freute sich derweil, dass der Preußen-Adler „wieder ins Fliegen gekommen ist“. Und wünscht das auch seinem Ex-Verein. Ohne signifikante Leistungssteigerung jedoch droht diesem eher der Totalabsturz.