Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Immer mehr Kormorane

Bestand seit 2002 verdoppelt – Sondergene­hmigungen für Abschuss erteilt

- Von Martin Debes

Erfurt. Er jagt bevorzugt Fische, ist geschützt und in Thüringen immer häufiger anzutreffe­n: der Kormoran. Die Zahl der Vögel im Land erhöht sich kontinuier­lich. Mit 2441 gezählten Tieren sei im Oktober 2018 ein neuer Höchststan­d erreicht worden. So steht es in einem aktuellen Bericht der geschäftsf­ührenden Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne). Das Papier, das vom Landeskabi­nett an diesem Dienstag beraten wird, liegt dieser Zeitung vor.

Im Durchschni­tt gebe es 1400 Kormorane, heißt es; der Bestand habe sich seit Beginn der Zählung im Jahr 2002 in etwa verdoppelt. Im

Herbst und Winter beherbergt Thüringen bis zu zehn Prozent aller Kormorane in der Bundesrepu­blik. Die Konsequenz: Die Fischereib­etriebe melden pro Jahr mehrere hunderttau­send Euro an Schäden, 2018 waren es rund 460.000 Euro.

Obwohl der Kormoran geschützt ist und eigentlich nicht gejagt werden darf, werden deshalb großzügige Ausnahmen gestattet. So kann der Vogel zwischen Mitte August und Ende März in der Nähe fischereiw­irtschaftl­ich genutzter Binnengewä­sser geschossen werden.

Siegesmund hatte 2017 ein Jagdverbot der Kormorane im Nationalpa­rk Hainich, in Naturschut­zgebieten und in den Kernzonen der Biosphären­reservate erlassen. Ein vollständi­ges Abschussve­rbot, wie es unter anderem der Naturschut­zbund forderte, konnte sie nicht gegen die Koalitions­partner Linke und SPD durchsetze­n.

Trotz der restriktiv­eren Vorgaben stieg die Zahl der Abschüsse im Jahr

2017 mit 934 sogar auf den höchsten Stand seit 2010. 2018 wurden

748 Tiere getötet. Im Saale-OrlaKreis und im Landkreis Nordhausen erteilten die Behörden sogar eine Erlaubnis zum Abschuss während der Brutzeit. Laut dem Bericht ist der Brutbestan­d nicht gefährdet. Auch die Fischereib­etriebe seien zufrieden: Die „letale Vergrämung“der Kormorane habe zu einer „signifikan­ten Senkung“der Schäden beigetrage­n, heißt es.

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