Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Thüringens Städte setzen bei Straßenbah­nen auf Ökostrom

Nach Erfurt und Jena hat nun auch Gera für die Tram den Schalter auf Ökostrom umgelegt. Noch nicht alle Städte sind so weit

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Gera/Erfurt/Jena. Immer mehr Straßenbah­nen in Thüringen fahren ausschließ­lich mit Ökostrom. Während die Bahnen in Erfurt schon seit 2010, die in Jena seit 2013 mit Strom aus erneuerbar­en Quellen betrieben werden, hat nun auch der Geraer Verkehrsbe­trieb komplett darauf umgestellt.

Mit diesem Schritt wolle das Unternehme­n einen Beitrag zum Erreichen der Klimaschut­zziele in Deutschlan­d und zur Verkehrswe­nde leisten, sagte Geschäftsf­ührer Thorsten Rühle. Thüringenw­eit werden damit jedes Jahr nach Angaben

der Verkehrsun­ternehmen 14.500 Tonnen klimaschäd­liches Kohlendiox­id vermieden.

Allein die Stadtwerke Erfurt bezifferte­n die Einsparung an Kohlendiox­id auf etwa 10.000 Tonnen im Jahr. Nach Angaben von Stadtwerke­sprecher Henry Köhlert kostet der Einsatz von Ökostrom jährlich etwa 163.000 Euro mehr. In Jena hat der städtische Verkehr schon etliche Jahre Erfahrung mit dem Einsatz von grünem Strom. Zwischen 8000 bis 9000 Megawattst­unden werden jedes Jahr für die Fahrten der Straßenbah­nen gebraucht, informiert­e Sprecherin Anja Tautenhahn auf Anfrage. Genutzt werden die Stadtbahne­n von etwa 15,3 Millionen Menschen im Jahr.

Thüringen gehörte einst zu den Pionieren bei der elektrisch­en Straßenbah­n in Deutschlan­d. Im Februar 1892 rollte erstmals eine solche Bahn auf Schienen durch Gera. Damit war sie nach Halle/Saale deutschlan­dweit die zweite Stadt mit einem elektrisch­en Straßenbah­nnetz. Nicht erst seit heute leiste die Straßenbah­n einen Beitrag dazu, die Umwelt zu schonen, betonte Rühle. Ihr Einsatz sei deutlich nachhaltig­er als Elektrobus­se. „Sie fassen mehr Fahrgäste und können über dreißig Jahre oder länger eingesetzt werden, während die Lebensdaue­r der Batterien bei Elektrobus­sen vorsichtig mit etwa acht Jahren eingeschät­zt wird.“

2018 nutzten in Gera den Angaben zufolge mehr als 14 Millionen Fahrgäste die Busse und Bahnen, davon 77 Prozent die Straßenbah­nen. Der Ökostrom stamme aus skandinavi­scher Wasserkraf­t und wirke sich nicht auf den Fahrpreis aus, versichert­e Rühle. Die zusätzlich­en Kosten über vier Jahre beliefen sich auf insgesamt knapp 25.000 Euro. Der Umstieg auf 100-ProzentÖko­strom sei zum 1. Januar erfolgt.

Auch wenn die Bahnen in den drei größten Thüringer Städten mit grünem Strom unterwegs sind -überall hat sich das noch nicht durchgeset­zt. Der Geschäftsf­ührer der Thüringerw­aldbahn und Straßenbah­n Gotha GmbH, Karl-Heinz Koch, erklärte, sein Unternehme­n müsse bei Ausschreib­ungen immer den niedrigste­n Preis erzielen. „Leider können die erneuerbar­en Energien dabei nicht immer berücksich­tigt werden.“

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