Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Rätsel um Absturz eines US-Militärflugzeugs in Afghanistan
Pentagon bestätigt Verlust eines Bombers. Taliban: Haben die Maschine abgeschossen – Washington dementiert Attacke
Kabul. In Afghanistan ist gestern ein Flugzeug abgestürzt. Über Stunden blieb unklar, um was für eine Maschine es sich handelte, was die Ursache war und wie viele Menschen dabei ums Leben gekommen sind. Erste Berichte, wonach eine Passagiermaschine der afghanischen Fluggesellschaft Ariana betroffen gewesen sein soll, waren falsch. Am Abend bestätigte das USVerteidigungsministerium den Absturz eines US-Bombers. Das Militärflugzeug sei jedoch nicht abgeschossen worden, erklärte das Pentagon am Montag.
Zuvor hatten die radikalislamistischen Taliban eine Erklärung abgegeben. Sie rühmten sich des Abschusses der Maschine, die in der ostafghanischen Provinz Ghazi verunglückte. Wie der TV-Sender CBS unter Berufung auf das Pentagon meldete, war das Unglücksflugzeug eine US-Militärmaschine vom Typ Bombardier E-11A. Flugzeuge dieses Typs gelten als fliegende Überwachungszentralen. Entsprechende Informationen werden auch durch Internetvideos bestätigt.
Dort ist auf Wrackteilen ein Sternenemblem zu sehen, das bei Maschinen dieses Typs angebracht ist.
Einem Augenzeugenbericht des afghanischen Journalisten Tarik Ghasniwal, wonach beide Piloten an der Unfallstelle tot geborgen wurden, stand eine inoffizielle Äußerung des Pentagon gegenüber, wonach „weniger als zehn Personen“betroffen seien. Auch die Taliban erklärten, alle Besatzungsmitglieder seien tot. Zuvor hatte Sabihullah Mudschahid, Sprecher der Taliban, mitgeteilt, dass eine „Besatzermaschine“abgeschossen worden sei. Es seien „viele US-Soldaten“ums Leben gekommen. Dafür gibt es bisher keine Beweise.
US-Präsident will Truppen aus Afghanistan abziehen
In Afghanistan verunglücken regelmäßig Militärflugzeuge. Vor allem Hubschrauber sind betroffen. Dennoch sorgte die Nachricht vom jüngsten Absturz in Washington für Nervosität, weil der politische Kontext brisant ist. Präsident Donald Trump würde am liebsten das Truppenkontingent von rund 13.000 Amerikanern am Hindukusch vor der Wahl im November drastisch reduzieren – und damit ein Wahlversprechen von 2016 erfüllen.
Zudem wurde über Monate mit den Taliban an einem Friedensvertrag gearbeitet, der den Rückzug der US-Soldaten rechtfertigen sollte, die seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in Afghanistan stationiert sind. Bis zuletzt gab es keine Einigung. Die Taliban machen ihr Einverständnis von einem Total-Abzug der US-Truppen abhängig. Was die führenden Generäle im Verteidigungsministerium in Washington ablehnen.