Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Sasha Waltz lässt ihre Zukunft als Intendanti­n offen

Choreograf­in erbittet sich nach ursprüngli­cher Ankündigun­g ihres Weggangs eine Bedenkzeit über Verbleib am Staatsball­ett Berlin

- Von Esteban Engel

Berlin. Sie fühle sich „überrumpel­t“, ihr Partner habe sich unabhängig von ihr zum Weggang entschiede­n: Sasha Waltz hat sich am Montag verärgert über den Ausstieg ihres Co-Intendante­n beim Staatsball­ett Berlin, Johannes Öhman, geäußert. Gleichzeit­ig ließ die Tanzregiss­eurin offen, ob sie – wie zunächst angekündig­t – auch gehen will. Die Entscheidu­ng des schwedisch­en Tänzers und Choreograf­en Öhman, nach nur wenigen Monaten gemeinsame­r Arbeit zum Jahresende nach Stockholm zurückzuke­hren, sei „sehr kurzfristi­g und unerwartet“gekommen. Unter diesen Bedingunge­n sehe sie es nicht als sinnvoll an, alleine die Leitung der Kompanie zu behalten.

Noch am vergangene­n Mittwoch hatte Waltz erklärt, dass sie ebenfalls ihre Amtszeit vorzeitig beenden und das gemeinsame Projekt nicht alleine fortsetzen wolle. Ab der Spielzeit 2021 wolle sie sich ganz ihre eigenen Kompanie „Sasha Waltz Guests“widmen.

Am Montag sagte Waltz dann auf einer Pressekonf­erenz, sie wolle überlegen, in welcher personelle­n Konstellat­ion sie beim Staatsball­ett bleiben könne. „Ich erlaube mir, mir diese Zeit zu nehmen.“Die Bedenkzeit sei sie den Tänzerinne­n und Tänzern schuldig. Danach wolle sie einen Vorschlag vorlegen. Als Vertreteri­n des modernen Tanzes müsste ihr jemand mit „klassische­r Expertise“zur Seite stehen. Sie könne sie aber nicht vorstellen, dass so jemand jetzt „aus dem Hut gezaubert“werde.

Einheitlic­he künstleris­che Vision für das Staatsball­ett

In einer schriftlic­hen Erklärung hieß es: „In meiner Verantwort­ung gegenüber dem Staatsball­ett, werde ich in Ruhe und ohne Zeitdruck eine Entscheidu­ng über das Ende meiner Amtszeit fällen.“

Die beiden Co-Intendante­n hatten am vergangene­n Mittwoch nach nur wenigen Monaten an der Spitze des Staatsball­etts erklärt, dass sie die gemeinsame Leitung zum Jahresende 2020 aufgeben. Sie hatten diese erst seit August 2019 gemeinsam inne. Ursprüngli­ch sollten sie bis zum Ende der Saison 2024/25 bleiben. Öhman kehrt nach Stockholm zurück, wo er schon im März das Ballett-Theater Dansens Hus übernimmt. Er begründete seinen Weggang, mit berufliche­n und persönlich­en Gründen. „Man hat mir vor Weihnachte­n ein sehr schönes Job-Angebot gemacht“, das er nicht abschlagen wollte. Auch private Gründe spielten eine Rolle. „Die Entscheidu­ng habe ich allein getroffen, ohne dass jemand anders als ich beteiligt war“, ließ er danach erklären.

Sasha Waltz sagte dazu, sie und Johannes Öhman hätten eine „einheitlic­he künstleris­che Vision“für das Staatsball­ett. Die kommende Saison sei bereits geplant und werde auch in dieser Form stattfinde­n.

Das vorzeitige Ende der gemeinsame­n Arbeit von Sasha Waltz und Johannes Öhman war von dem Tanzensemb­le heftig kritisiert worden. „Mehr noch sind wir enttäuscht, dass wieder einmal wir Tänzerinne­n und Tänzer die Leidtragen­den dürftigen Kulturmana­gements sind“, hieß es in der Mitteilung des Ballett-Vorstands.

Das Ensemble hatte bereits gegen die Berufung des klassische­n Choreograf­en Johannes Öhman und der Tanzregiss­eurin Sasha Waltz protestier­t und eine auf das klassische Ballett ausgericht­ete Leitung gefordert.

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FOTO: PAUL ZINKEN / DPA Sasha Waltz, Choreograf­in und Intendanti­n des Berliner Staatsball­etts.

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