Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Erinnern ist unverzichtbar
Erinnern ist mehr als der BebelSpruch vom Kennen der Vergangenheit, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft gestalten zu können. Erinnerungen sind persönlich, emotional.
Daran anknüpfend stellt unsere Zeitung im Vorfeld des 8. Mai, dem 75. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung, Menschen aus Erfurt vor, die sagen: Nie wieder Krieg. Dafür bildeten sie eine Menschenkette um die Synagoge, geben durch Erzählen ihr Erleben an Kinder und Enkel weiter oder bringen sich beim Bund der Antifaschisten/ Verfolgte des Naziregimes ein.
Dass Erinnern unverzichtbar ist, zeigen Anfeindungen, die Beschimpfung in den sozialen Medien. Nationalistisches Gedankengut ist offenbar wieder gesellschaftsund wahlfähig geworden. Auch in Erfurt. Anno 2020. Vor 75 Jahren beendeten die Alliierten den Zweiten Weltkrieg, befreiten Deutschland von der Diktatur der Nazis. Die Erlebnisse der Zeitzeugen sind in einem einheitlich: schrecklich. Nie vergessen wurde in meiner Familie das Grauen der Bombardierungen von Dresden. Unsere hochbetagten Brieffreunde in verschiedenen Ländern sind teils Überlebende der deutschen Konzentrationslager. Ihre Wünsche für Gesundheit und Frieden sind keine Floskeln, sondern besorgte Mahnung für eine Völkerverständigung. Und wer durch Vertreibung und Flucht zum Kriegsopfer wurde, diskutiert nicht um Begriffe für den 8. Mai 1945. Er ist das erklärte Kriegsende – und ein Tag der Befreiung.