Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Wagnis in der Wüste
Ein Zeichen für Weltoffenheit sollte sie sein, ein Signal im Kampf um mehr Frauenrechte. In erster Linie hinterlässt die Rallye Dakar nach der Premiere in SaudiArabien eine tödliche Spur.
Nach dem Portugiesen Paulo Concalves verstarb vorige Woche der niederländische Motorrad-Pilot Edvin Straver. Er erlag den Folgen eines Wirbelbruchs nach dem Unfall auf der vorletzten Etappe.
Einen Aufschrei gab es kaum. Die letzten Kilometer der berüchtigten Rallye sind gefahren, die Helden gefeiert. Die Karawane zieht Richtung nächstes Wüsten-Abenteuer weiter, das noch mindestens vier Jahre fürs Scheichtum werben soll. Zwei Todesfälle begleiten sie.
Afrika, Südamerika, nun Asien. Wo auch immer die Geschichten von Triumphen erzählt werden, mischen sich Tragödien darunter. In Summe 69 Todesopfer hat die Rallye gefordert, seit sie am 26. Dezember 1978 erstmals gestartet wurde. Journalisten, Zuschauer, Techniker, Fahrer – selbst Renndirektor und Gründer Thierry Sabine kam ums Leben, als er im Hubschrauber in einen Sandsturm geriet.
Die Dakar-Rallye ist das spektakulärste, aber wohl auch gefährlichste Rennen der Welt. Die Formel 1 hat in ihren 70 Jahren nicht halb so viele Opfer zu beklagen wie die Jagd durch die Wüste.
Dabei setzten die Teams nicht nur Millionen in den Sand, um auf dem lebensgefährlichen Ritt über Dünen und Schotterpisten Prestige zu erlangen. Für die Sicherheit ist viel investiert worden. Eine Panne hätte in Afrika einst schon eine Gefahr sein können. Heute ermöglichen es etwa GPS-Sender, Vermisste im Notfall zu orten und in zehn Minuten erreichen zu können.
Für Straver war selbst das zu spät.