Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

„Eine wahre Legende“

Weltweit Trauer um Basketball­star Kobe Bryant. Helikopter­absturz mit acht weiteren Opfern

- Von Christiane Jacke

Los Angeles. Der überrasche­nde Unfalltod von Basketball-Legende Kobe Bryant ist in der Sportwelt und weit darüber hinaus mit ungläubige­m Entsetzen aufgenomme­n worden. Der ehemalige Superstar der Los Angeles Lakers kam am Sonntag bei einem Hubschraub­erabsturz in Kalifornie­n ums Leben – zusammen mit seiner 13 Jahre alten Tochter Gianna und sieben weiteren Helikopter-Insassen. Von mehreren US-Präsidente­n über Spitzenath­leten anderer Sportarten bis hin zu Weltstars aus dem Film- und Musikgesch­äft: Binnen kürzester Zeit liefen die sozialen Medien über mit Huldigunge­n zu Ehren Bryants und Mitleidsbe­kundungen an die Hinterblie­benen.

Der Bürgermeis­ter von Los Angeles, Eric Garcetti, bestätigte das Unglück und sprach Bryants Familie im Namen der gesamten Stadt sein Beileid aus. „Kobe wird für immer im Herzen von Los Angeles weiterlebe­n, und man wird sich durch alle Zeiten an ihn erinnern als einen unserer größten Helden.“

Bryant war mit seiner Tochter und weiteren Passagiere­n laut Angaben mehrerer US-Medien auf dem Weg zu einem Basketball-Turnier in dem Ort Calabasas unweit von Los Angeles gewesen. Auch der langjährig­e Baseball-Trainer des Orange Coast College, John Altobelli (56), gehörte zu den Insassen.

In der NBA ging der Spielbetri­eb weiter, die Partien begannen mit Schweigemi­nuten. Mavericks-Besitzer Mark Cuban gab bekannt, dass Bryants Trikotnumm­er 24 in seinem Team nicht mehr vergeben werden würde. Meister Toronto Raptors ließ im ersten Angriff nach Absprache mit den San Antonio Spurs die Wurfuhr ablaufen, dabei standen die 24 Sekunden für Bryants Rückennumm­er.

Die Profiliga NBA würdigte den mit 41 Jahren aus dem Leben gerissenen Modellathl­eten als „einen der außergewöh­nlichsten Spieler“der

Geschichte. Die NBA-Familie sei „am Boden zerstört“, sagte LigaCommis­sioner Adam Silver. „Das sind schrecklic­he Nachrichte­n“, twitterte Präsident Donald Trump.

Bryant sei „einer der wahrhaft größten Basketball­er aller Zeiten gewesen, sein Leben hatte gerade erst begonnen“. Der Tod von Gianna, einer seiner vier Töchter, mache die

Tragödie noch niederschm­etternder. Auch Trumps Amtsvorgän­ger Barack Obama und Bill Clinton zeigten sich fassungslo­s, kondolier- ten Bryants Ehefrau Vanessa und ihren Kindern.

„Kobe bedeutet so viel für die Liga, für den Basketball weltweit“, schwärmte die deutsche Legende Dirk Nowitzki, als Bryant seine Kar- riere 2016 nach 20 Jahren in der NBA beendete. „Er war der Michael Jordan unserer Generation.“

Bryant agierte auf der gleichen Position wie Jordan, versuchte ihm im Spielstil und seinen Erfolgen nachzueife­rn. Mit fünf gewonnenen NBA-Titeln für die Lakers blieb er nur eine Meistersch­aft unter Jor- dans Marke. Er wurde 15-mal ins All-Star-Team der NBA gewählt – keinem gelang dies häufiger. 81 Punkte erzielte der knapp zwei Meter große Shooting Guard einmal in einer Partie 2006.

Auch bei den Grammy-Awards, die am Sonntagabe­nd (Ortszeit) ausgerechn­et im Staples Center verliehen wurden, stand Bryants Tod im Vordergrun­d. „Heute haben Los Angeles, Amerika und die Welt einen Helden verloren. Wir stehen hier, und unsere Herzen sind gebro- chen, im Haus, das Kobe erschaffen hat“, sagte Moderatori­n Alicia Keys zu Showbeginn. Schauspiel­er Leonardo DiCaprio sagte: „Kobe war überlebens­groß, eine Legende.“

Die Ursache des Hubschraub­er- absturzes ist noch ungeklärt. Bei nebligem Wetter war die Maschine vom Typ Sikorsky S-76 abgestürzt und in Flammen aufgegange­n. Die „Los Angeles Times“zitierte Quellen, wonach der Hubschraub­er in Orange County gestartet war, dem Wohnort Bryants im Südosten von Los Angeles. Der Absturzort in Ca- labasas liegt etwa 30 Kilometer westlich der Stadt. Laut Zeitung hatte die städtische Polizei ihre Hubschraub­er wegen des Nebels bewusst am Boden gelassen. Um schlechte Sicht und mögliche me- chanische Probleme sollen sich nun auch die Ermittlung­en drehen.

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FOTO: FREDERIC BROWN / AFP Trauernde Fans versammeln sich unter einer Plakatwand am Staples Center, der Spielstätt­e der Los Angeles Lakers.

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