Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
„Eine wahre Legende“
Weltweit Trauer um Basketballstar Kobe Bryant. Helikopterabsturz mit acht weiteren Opfern
Los Angeles. Der überraschende Unfalltod von Basketball-Legende Kobe Bryant ist in der Sportwelt und weit darüber hinaus mit ungläubigem Entsetzen aufgenommen worden. Der ehemalige Superstar der Los Angeles Lakers kam am Sonntag bei einem Hubschrauberabsturz in Kalifornien ums Leben – zusammen mit seiner 13 Jahre alten Tochter Gianna und sieben weiteren Helikopter-Insassen. Von mehreren US-Präsidenten über Spitzenathleten anderer Sportarten bis hin zu Weltstars aus dem Film- und Musikgeschäft: Binnen kürzester Zeit liefen die sozialen Medien über mit Huldigungen zu Ehren Bryants und Mitleidsbekundungen an die Hinterbliebenen.
Der Bürgermeister von Los Angeles, Eric Garcetti, bestätigte das Unglück und sprach Bryants Familie im Namen der gesamten Stadt sein Beileid aus. „Kobe wird für immer im Herzen von Los Angeles weiterleben, und man wird sich durch alle Zeiten an ihn erinnern als einen unserer größten Helden.“
Bryant war mit seiner Tochter und weiteren Passagieren laut Angaben mehrerer US-Medien auf dem Weg zu einem Basketball-Turnier in dem Ort Calabasas unweit von Los Angeles gewesen. Auch der langjährige Baseball-Trainer des Orange Coast College, John Altobelli (56), gehörte zu den Insassen.
In der NBA ging der Spielbetrieb weiter, die Partien begannen mit Schweigeminuten. Mavericks-Besitzer Mark Cuban gab bekannt, dass Bryants Trikotnummer 24 in seinem Team nicht mehr vergeben werden würde. Meister Toronto Raptors ließ im ersten Angriff nach Absprache mit den San Antonio Spurs die Wurfuhr ablaufen, dabei standen die 24 Sekunden für Bryants Rückennummer.
Die Profiliga NBA würdigte den mit 41 Jahren aus dem Leben gerissenen Modellathleten als „einen der außergewöhnlichsten Spieler“der
Geschichte. Die NBA-Familie sei „am Boden zerstört“, sagte LigaCommissioner Adam Silver. „Das sind schreckliche Nachrichten“, twitterte Präsident Donald Trump.
Bryant sei „einer der wahrhaft größten Basketballer aller Zeiten gewesen, sein Leben hatte gerade erst begonnen“. Der Tod von Gianna, einer seiner vier Töchter, mache die
Tragödie noch niederschmetternder. Auch Trumps Amtsvorgänger Barack Obama und Bill Clinton zeigten sich fassungslos, kondolier- ten Bryants Ehefrau Vanessa und ihren Kindern.
„Kobe bedeutet so viel für die Liga, für den Basketball weltweit“, schwärmte die deutsche Legende Dirk Nowitzki, als Bryant seine Kar- riere 2016 nach 20 Jahren in der NBA beendete. „Er war der Michael Jordan unserer Generation.“
Bryant agierte auf der gleichen Position wie Jordan, versuchte ihm im Spielstil und seinen Erfolgen nachzueifern. Mit fünf gewonnenen NBA-Titeln für die Lakers blieb er nur eine Meisterschaft unter Jor- dans Marke. Er wurde 15-mal ins All-Star-Team der NBA gewählt – keinem gelang dies häufiger. 81 Punkte erzielte der knapp zwei Meter große Shooting Guard einmal in einer Partie 2006.
Auch bei den Grammy-Awards, die am Sonntagabend (Ortszeit) ausgerechnet im Staples Center verliehen wurden, stand Bryants Tod im Vordergrund. „Heute haben Los Angeles, Amerika und die Welt einen Helden verloren. Wir stehen hier, und unsere Herzen sind gebro- chen, im Haus, das Kobe erschaffen hat“, sagte Moderatorin Alicia Keys zu Showbeginn. Schauspieler Leonardo DiCaprio sagte: „Kobe war überlebensgroß, eine Legende.“
Die Ursache des Hubschrauber- absturzes ist noch ungeklärt. Bei nebligem Wetter war die Maschine vom Typ Sikorsky S-76 abgestürzt und in Flammen aufgegangen. Die „Los Angeles Times“zitierte Quellen, wonach der Hubschrauber in Orange County gestartet war, dem Wohnort Bryants im Südosten von Los Angeles. Der Absturzort in Ca- labasas liegt etwa 30 Kilometer westlich der Stadt. Laut Zeitung hatte die städtische Polizei ihre Hubschrauber wegen des Nebels bewusst am Boden gelassen. Um schlechte Sicht und mögliche me- chanische Probleme sollen sich nun auch die Ermittlungen drehen.