Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Wenn das Sprechen große Probleme macht

Mehr als 800.000 Menschen in Deutschlan­d stottern. Experten versuchen, ihnen zu helfen

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„Guten T-t-t-t-t-tag, zwei B-b-b-bBrötchen b-b-bitte.“Puh geschafft! Für jemanden, der stottert, kann etwas Einfaches wie der Gang zum Bäcker eine Herausford­erung sein. Obwohl der Mensch genau weiß, was er sagen möchte, kommen die Worte nicht so über die Lippen. Das Sprechen fließt nicht.

„Für Betroffene stellt das oft ein großes Problem dar“, sagt Martin Sommer. Er ist Arzt und beschäftig­t sich viel mit dem Thema. Nicht nur, weil er selber stottert, sondern weil er darüber forscht. „Es gibt unterschie­dliche Arten des Stotterns. Zum Beispiel Wi-wi-wi-wiederholu­ngen, Deeeeehnun­gen oder gespannte Sprechpaus­en, die „Blocks“genannt werden“, erklärt der Experte. Darum herum entwickeln sich für Stotterer verschiede­ne andere Probleme: „Das können Sprechangs­t oder Scham sein. Die Vermeidung von Situatione­n, wo man sprechen muss oder das Vermeiden von bestimmten Wörtern. Das kann bis zu der Angst führen überhaupt mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, sagt Martin Sommer.

Einige Kinder zögen sich völlig zurück, damit die Mitschüler nicht merken, dass sie stottern. Andere würden zum Klassenclo­wn. „Da lassen sich Kinder die verrücktes­ten Sachen einfallen“, erzählt der Arzt.

Dabei können die Betroffene­n nichts dafür. Stottern ist eine Krankheit. In Deutschlan­d sind davon mehr als 800.000 Menschen betroffen. Meist beginnt das Stottern im Alter von drei bis sechs Jahren und verschwind­et bis zur Pubertät wieder. Aber bei manchen Menschen eben nicht.

Trotzdem ist nur wenig über die Krankheit bekannt. Klar ist nur, dass Stottern veranlagt ist, also in manchen Familien häufiger vorkommt. Wieso einige Menschen stottern und andere nicht und was genau im Körper passiert, ist den Forschern noch unklar.

Aber es gibt Möglichkei­ten, das Stottern zu verbessern oder sich zumindest wohler damit zu fühlen. Dabei helfen etwa Stotter-Therapeute­n. Das sind speziell ausgebilde­te Leute, die Techniken zeigen, die fließendes Sprechen ermögliche­n.

Martin Sommer weist aber darauf hin: Dabei sei es sehr wichtig, dass der Betroffene damit auch im Alltag klar kommt. Denn es bringt nichts, wenn beim Singen oder gleichmäßi­gen Sprechen nicht gestottert wird. Man braucht solche Techniken ja vor allem, um etwa Brötchen zu bestellen oder eben auch ein Referat zu halten.

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FOTO: HELEN AHMAD / DPA Menschen, die stottern, können mithilfe einer speziellen Therapie ihren Redefluss verbessern. Bei manchen Betroffene­n verschwind­et das Stottern sogar ganz, wenn sie Hilfe bekommen.

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