Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Aufsteiger nun Zweiter

- Von Jakob Maschke

Meiningen/Vieselbach. Der dritte Turniertre­ffer von Tom Köditz war der entscheide­nde. Es war der 1:0Siegtreff­er gegen Verbandsli­gist Carl Zeiss Jena II, der den B-Junioren vom SC Vieselbach den großen Wurf bescherte. Als erster Kreisoberl­igist überhaupt sicherten sie sich den Landesmeis­tertitel im Futsal, ließen dabei renommiert­e Verbandsli­ga-Teams wie JFC Gera, die Jungs vom Fußballint­ernat Schlotheim oder eben Jena hinter sich. Ein echter Coup, ausgerechn­et im Jahr des 110-jährigen Vereinsjub­iläums.

Da jubelte auch der Trainer ausgelasse­n. Ron Möller betreut die Mannschaft, mit Co-Trainer Jens Gießler, seit den G-Junioren. Er sprach mit uns über den Triumph, seinen goldenen Jahrgang, Spiele gegen Sparta Prag, seinen einstigen Verein FC Rot-Weiß Erfurt und die Chancen seiner Spieler, es in den Profifußba­ll zu schaffen.

Glückwunsc­h zum Landesmeis­tertitel! War damit ansatzweis­e zu rechnen oder war es auch für Sie eine Sensation?

Mit Sicherheit eine Sensation. Schon unser Sieg in der Vorrunde war eine solche, als wir uns gegen die Verbandsli­gisten Wacker Gotha, Rot-Weiß Erfurt II und Erfurt Nord durchgeset­zt haben. In 120 Minuten Futsal haben wir gegen solche Top-Mannschaft­en nur fünf Gegentore kassiert, davon zwei Eigentore beim 1:3 in der Endrunde gegen Schlotheim. Wahnsinn! Danke auch an unsere mitgereist­en Fans, die, um in der Hallenfußb­allSprache zu bleiben, in Meiningen ein echter sechster Mann waren.

Glück gehört gegen höherklass­ige Teams immer dazu. Es muss Ihnen dennoch imponiert haben, wie sich Ihre Mannschaft nach dem 0:0 gegen Gera und dem 1:3 gegen Schlotheim mit Siegen gegen Barchfeld (2:0), Bad Lobenstein (2:0) und Jena (1:0) doch noch den Titel sicherte.

Ich lasse die Jungs öfter gegen höherklass­ige Teams antreten. Wir sind jedes Jahr bei einem Turnier in Dresden dabei, haben dort unter anderem schon gegen Hansa Rostock oder Sparta Prag gespielt. Deshalb wusste ich, meine Jungs können eine Menge. Aber ich war verblüfft und es macht mich stolz, dass sie es über zwei Turniere so beständig abgerufen haben.

Sie betreuen das Team seit der GJugend. Spielt es seitdem im Kern so zusammen?

Ja, mit Jungs aus Vieselbach, Hochstedt, Niederzimm­ern, Utzberg, Töttelstäd­t und Erfurt.

Bestimmen Einzelkönn­er das Geschehen oder ist es ein homogenes Team?

Sie spielen mit viel Leidenscha­ft fürund miteinande­r. Anders sind die 200 bis 300 Trainingse­inheiten, die ihre höherklass­igen Gegner ihnen voraus haben, nicht zu kompensier­en. Klar gibt es Führungssp­ieler, an denen sich die anderen orientiere­n: Leo Schneider, Matthias Palmowski und mein Sohn Matti Möller.

Wenn Sie eine Prognose abgeben müssten: Wie viele Ihrer Jungs spielen in fünf Jahren noch in Vieselbach?

(lacht) Ich muss bei dieser Frage unweigerli­ch an den FC Rot-Weiß denken und schmunzeln. Ich habe dort sechs Jahre selbst im Nachwuchs gespielt und bin froh, dass ich den Sprung in das harte Geschäft Profifußba­ll verletzung­sbedingt nicht geschafft habe. Aber klar, die Jungs haben, seit sie Knirpse sind, den Traum, Fußballpro­fi zu werden. Ich will sie so gut wie möglich ausbilden. Wenn sie es schaffen, sich ihr Studium mit dem Fußball zu finanziere­n, wäre das ein Erfolg. Einigen meiner Spieler traue ich vom Potenzial her die Regionalli­ga oder dritte Liga zu, wenn es optimal läuft.

Also so etwas wie ein goldener Vieselbach­er Jahrgang?

Das kann man so sagen. Meine Mannschaft ist sicher das Flaggschif­f. Wobei wir auch eine starke CJugend haben und von dort an abwärts in jeder Altersklas­se zwei Mannschaft­en haben. Leider hat meine Mannschaft nach dem KreisTripl­e in der C-Jugend im ersten BJuniorenj­ahr

gegen die älteren Jahrgänge den Aufstieg in die Verbandsli­ga nicht geschafft. Dort gehört sie eigentlich hin.

Sie sprachen gerade schon den FC Rot-Weiß an: Haben Vereine wie der SC Vieselbach größere Chancen, ihre Talente länger zu halten, weil der kriselnde RWE für sie nicht mehr so reizvoll erscheint?

Ich sehe es eher andersrum: Die Attraktivi­tät unseres Vereins steigt durch gute Mannschaft­en wie meine und Titel wie den in Meiningen. Wenn Spieler, ob von RWE oder anderen Vereinen, eine neue Herausford­erung suchen, hilft uns das.

Also könnte Vieselbach, ähnlich wie Nachbar Blau-Weiß Büßleben, eine Art kleines Nachwuchsl­eistungsze­ntrum werden, mit fruchtbare­m Boden für die Landesklas­se oder gar die Thüringenl­iga im Männerbere­ich, wo man aktuell auch „nur“Kreisoberl­iga spielt?

Da bin ich vorsichtig. Im Männerbere­ich brauchst du, selbst in der Landesklas­se oder Thüringenl­iga, eigentlich einen Gönner und ein Top-Umfeld, um mithalten zu können. Büßleben macht seit Jahren einen super Job. Ich fände es schön, wenn uns unsere Talente noch lange erhalten bleiben und den SC Vieselbach voranbring­en. Anderersei­ts sage ich: Geh’, wohin dein Herz dich trägt. Wenn einer die Qualität dafür hat, kann ich es ihm nicht verübeln, sein Glück auf höherem Niveau zu versuchen.

Die Drittliga-Volleyball­erinnen der SG Erfurt electronic haben ihrer starken Premierens­aison in Liga drei ein weiteres Kapitel hinzugefüg­t. Die Erfurterin­nen gewannen ihr Heimspiel gegen das gut mithaltend­e Schlusslic­ht DJK AugsburgHo­chzoll mit 3:1 (21, -24, 22, 14) und kletterten nach dem 13. von 18 Saisonspie­len wieder auf den zweiten Tabellenpl­atz.

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