Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Mallorca verbietet den Sauftourismus
Vorbei mit Happy Hours, Freibier und organisierten Trinktouren. Ein neues Gesetz schränkt den Alkoholausschank auf der Insel massiv ein
Palma. Die Playa de Palma wirkt in diesen Januartagen verwaist, viele der großen Diskotheken haben den Winter über geschlossen. Spätestens zur Sommersaison aber wird die Strandmeile außerhalb der Inselhauptstadt wieder zur Saufmeile, auf der Partyagenturen viel Geld verdienen. „Bist du bereit, die Nacht durchzumachen?“, heißt es etwa in der Werbung für eine Endloskneipentour zum Pauschalpreis. „Und wenn wir sagen: die ganze Nacht, dann meinen wir auch: die ganze Nacht“, bekräftigt der Veranstalter. Grenzenloses Trinken inbegriffen. Diese organisierten Massenbesäufnisse heißen auf Mallorca „pub crawl“. Ein englischer Ausdruck, der darauf anspielt, dass die Teilnehmer nach der Tour durch die Kneipen (pubs) oftmals nur noch in der Lage sind, auf allen vieren ins Hotel zu kriechen (crawl).
Trinken bis zum Umfallen – damit soll es nun vorbei sein. Die Regierung der Baleareninseln, zu denen neben Mallorca auch Ibiza gehört, hat den Alkoholexzessen den Kampf angesagt. Nicht nur „pub crawls“für hartgesottene Kampftrinker sind künftig untersagt.
So sieht für viele Deutsche der perfekte Mallorca-Urlaub aus. Auch andere Offerten, mit denen bisher feierfreudige Touristen angelockt wurden, stehen vor dem Aus: Freibier und Happy Hours werden verboten, All-inclusive-Angebote dürfen höchstens drei Gratisalkoholdrinks pro Mittagoder Abendessen enthalten.
Der Plan ist nicht weniger als eine Kampfansage an jene Veranstalter, die auf Exzesstouristen setzen. Der Bann gilt zunächst nur in den bekannten Partyhochburgen. Konkret heißt das auf Mallorca: an der vor allem von Deutschen frequentierten Playa de Palma – wegen ihrer vielen Sauftempel auch als „Ballermann“verschrien – und in der britischen Alkoholhochburg Magaluf. Auf Ibiza ist das Ausgehviertel Westende in San Antonio betroffen.
Am Strand liegen die Alkoholleichen
Mit den neuen Benimmregeln, die per Regierungsdekret beschlossen wurden, wolle man ein neues Urlaubsmodell durchsetzen, verkündet der balearische Tourismusminister Iago Negueruela, ein 40jähriger Nordspanier, der sich erst seit wenigen Monaten um die Reiseindustrie auf den Balearen kümmert. „Wir wollen nicht länger, dass unsere Inseln ein Ziel für den Sauftourismus sind.“Die Alkoholexzesse schadeten dem Ansehen Mallorcas und Ibizas. Mit Exzessen meint der Minister jene hässlichen Bilder, die jedes Jahr für Negativschlagzeilen sorgen: Betrunkene, die sich in den Amüsiervierteln prügeln, Alkoholleichen an den Stränden, grölende Trinker, die Anwohner belästigen.
Der Einzelhandel in den Partyzonen darf nun zwischen 21.30 Uhr und acht Uhr morgens keinen Alkohol mehr verkaufen. Der Partyindustrie ist künftig alles untersagt, was darauf abzielt, den Konsum anzuleiern. Also auch Sonderangebote wie „Trink zwei Bier und bezahl nur eines“. Bei Zuwiderhandlung drohen empfindliche Geldstrafen zwischen 1000 und 600.000 Euro.
Entscheidend sei eines, sagt eine Sprecherin des örtlichen Hotelverbandes: Die neuen Sittengesetze müssten auch durchgesetzt werden. Denn bisher haben sich die Sauftouristen von solchen Ankündigungen nicht abschrecken lassen.
„Wir wollen nicht länger, dass unsere Inseln ein Ziel für den Sauftourismus sind.“Iago Negueruela, Tourismusminister der Balearen, sagt Alkoholexzessen den Kampf an.