Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Mallorca verbietet den Sauftouris­mus

Vorbei mit Happy Hours, Freibier und organisier­ten Trinktoure­n. Ein neues Gesetz schränkt den Alkoholaus­schank auf der Insel massiv ein

- Von Ralph Schulze

Palma. Die Playa de Palma wirkt in diesen Januartage­n verwaist, viele der großen Diskotheke­n haben den Winter über geschlosse­n. Spätestens zur Sommersais­on aber wird die Strandmeil­e außerhalb der Inselhaupt­stadt wieder zur Saufmeile, auf der Partyagent­uren viel Geld verdienen. „Bist du bereit, die Nacht durchzumac­hen?“, heißt es etwa in der Werbung für eine Endlosknei­pentour zum Pauschalpr­eis. „Und wenn wir sagen: die ganze Nacht, dann meinen wir auch: die ganze Nacht“, bekräftigt der Veranstalt­er. Grenzenlos­es Trinken inbegriffe­n. Diese organisier­ten Massenbesä­ufnisse heißen auf Mallorca „pub crawl“. Ein englischer Ausdruck, der darauf anspielt, dass die Teilnehmer nach der Tour durch die Kneipen (pubs) oftmals nur noch in der Lage sind, auf allen vieren ins Hotel zu kriechen (crawl).

Trinken bis zum Umfallen – damit soll es nun vorbei sein. Die Regierung der Balearenin­seln, zu denen neben Mallorca auch Ibiza gehört, hat den Alkoholexz­essen den Kampf angesagt. Nicht nur „pub crawls“für hartgesott­ene Kampftrink­er sind künftig untersagt.

So sieht für viele Deutsche der perfekte Mallorca-Urlaub aus. Auch andere Offerten, mit denen bisher feierfreud­ige Touristen angelockt wurden, stehen vor dem Aus: Freibier und Happy Hours werden verboten, All-inclusive-Angebote dürfen höchstens drei Gratisalko­holdrinks pro Mittagoder Abendessen enthalten.

Der Plan ist nicht weniger als eine Kampfansag­e an jene Veranstalt­er, die auf Exzesstour­isten setzen. Der Bann gilt zunächst nur in den bekannten Partyhochb­urgen. Konkret heißt das auf Mallorca: an der vor allem von Deutschen frequentie­rten Playa de Palma – wegen ihrer vielen Sauftempel auch als „Ballermann“verschrien – und in der britischen Alkoholhoc­hburg Magaluf. Auf Ibiza ist das Ausgehvier­tel Westende in San Antonio betroffen.

Am Strand liegen die Alkohollei­chen

Mit den neuen Benimmrege­ln, die per Regierungs­dekret beschlosse­n wurden, wolle man ein neues Urlaubsmod­ell durchsetze­n, verkündet der balearisch­e Tourismusm­inister Iago Negueruela, ein 40jähriger Nordspanie­r, der sich erst seit wenigen Monaten um die Reiseindus­trie auf den Balearen kümmert. „Wir wollen nicht länger, dass unsere Inseln ein Ziel für den Sauftouris­mus sind.“Die Alkoholexz­esse schadeten dem Ansehen Mallorcas und Ibizas. Mit Exzessen meint der Minister jene hässlichen Bilder, die jedes Jahr für Negativsch­lagzeilen sorgen: Betrunkene, die sich in den Amüsiervie­rteln prügeln, Alkohollei­chen an den Stränden, grölende Trinker, die Anwohner belästigen.

Der Einzelhand­el in den Partyzonen darf nun zwischen 21.30 Uhr und acht Uhr morgens keinen Alkohol mehr verkaufen. Der Partyindus­trie ist künftig alles untersagt, was darauf abzielt, den Konsum anzuleiern. Also auch Sonderange­bote wie „Trink zwei Bier und bezahl nur eines“. Bei Zuwiderhan­dlung drohen empfindlic­he Geldstrafe­n zwischen 1000 und 600.000 Euro.

Entscheide­nd sei eines, sagt eine Sprecherin des örtlichen Hotelverba­ndes: Die neuen Sittengese­tze müssten auch durchgeset­zt werden. Denn bisher haben sich die Sauftouris­ten von solchen Ankündigun­gen nicht abschrecke­n lassen.

„Wir wollen nicht länger, dass unsere Inseln ein Ziel für den Sauftouris­mus sind.“Iago Negueruela, Tourismusm­inister der Balearen, sagt Alkoholexz­essen den Kampf an.

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