Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Christoph Meckel ist tot
Der Schriftsteller starb im Alter von 84 Jahren. Sein Leben lang kombinierte er Dichtung und Grafik. Autor des Erinnerungsbuchs „Russische Zone“
Freiburg/Erfurt. Der Schriftsteller und Grafiker Christoph Meckel ist tot. Der gebürtige Berliner starb am Mittwoch im Alter von 84 Jahren in Freiburg, wie der Carl Hanser Verlag am Donnerstag in München mitteilte. Meckels Werkkatalog umfasst Lyrik, Prosa, Romane, Grafiken und Zeichnungen, aber auch Kinderbücher, Hörspiele und Schallplatten.
Christoph Meckel, der 1935 in Berlin geboren wurde, verbrachte einige Kindheitsjahre mit Mutter und Geschwistern bei den Großeltern in Erfurt. Dort wurden sie 1945 Zeugen des Einmarschs zunächst der amerikanischen Truppen, dann der Roten Armee. In seinem vor neun Jahren erschienenen Erinnerungsbuch „Russische Zone. Erinnerung an den Nachkrieg“berichtete er eindrucksvoll über diese Zeit.
Der Berliner „Malerpoet“hatte von früh an die Grafik und die Literatur zu vereinen gewusst. Zu Meckels Schaffen zählen unter anderem 29 Gedichtbände, die 2015 in einer Gesamtausgabe unter dem Titel „Tarnkappe“erschienen. In Prosa gelang ihm 1978 mit der Liebesgeschichte „Licht“der Durchbruch. Zwei Jahre später veröffentlichte er außerdem den autobiografischen Roman „Suchbild – Über meinen Vater“, in dem der Autor den VaterSohn-Konflikt der Nachkriegsgeneration thematisiert. Diesen stufte die Kritik als eines seiner stärksten Werke ein und stellte es neben Peter Schneiders „Lenz“oder die frühe Prosa von Peter Handke.
1983 stellte Meckel den Sammelband „Ein roter Faden“mit Erzählungen der zurückliegenden 25 Jahre vor. Den Roman „Die Messingstadt“mit apokalyptischen Visionen einer hoch technisierten Welt veröffentlichte Meckel 1991, bekannt ist er auch für seine Bände „Suchbild. Meine Mutter“, „Eine Hängematte voll Schnee“, „Schlammfang“, „Dichter und andere Gesellen“sowie für den Bericht „Ein unbekannter Mensch“.
2005 kam der Erzählband „Einer bleibt übrig, damit er berichte“heraus. Meckel unternahm zudem lange Reisen durch Europa, Afrika und Amerika, von denen er auch in seinen Werken erzählte, zuletzt in „Dunkler Weltteil. Erinnerung an afrikanische Zeit“(2013). Viele Jahre verbrachte er in einem abgelegenen Wohnsitz im südfranzösischen Rémuzat. Meckels letztes Buch erscheint am 27. April unter dem Titel „Eine Tür aus Glas, ganz offen. Gesammelte Prosa“.
Für sein literarisches und grafisches Werk ist Christoph Meckel vielfach ausgezeichnet worden, zuletzt in der vergangenen Woche mit dem Ludwigsburger AntiquariaPreis für besondere Leistungen zur Förderung und Pflege der Buchkultur. Bereits erkrankt konnte er diesen aber nicht mehr entgegennehmen.