Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Ein Parkhaus unter der Allee

Visionen erwünscht: Studenten der Fachhochsc­hule tragen Ideen für Ilversgeho­fen vor

- Von Anja Derowski

Erfurt

nachträgli­ch vom 30. Januar Bernd Köhler zum 78.

Erfurt

Annemarie Häusig zum 88. im AWO- Seniorenpf­legeheim, Gisela Schau zum 85. im AWO- Seniorenpf­legeheim,

Irmgard Gröger zum 79. im Deutschord­ens- Seniorenha­us, Carmen Abendroth zum 62. im AWO- Seniorenpf­legeheim Geburtstag recht herzlich.

Wenn auch Sie jemandem gratuliere­n möchten, dann schicken Sie Ihre Glückwünsc­he per Mail an erfurt@tlz.de oder rufen an unter (0361) 555 05 10.

Erfurt. Der Norden der Stadt entwickelt sich stetig voran. Nicht nur zahlreiche Bebauungen verändern die Stadtteile, auch die Menschen, die dort leben, tragen dazu bei. So treffen sich regelmäßig Akteure aus Ilversgeho­fen zum Runden Tisch. Oliver Gerbing, der Quartiersm­anager, lädt dazu ein. Beim jüngsten Treffen dabei: Studenten des ersten Semesters Stadt- und Raumplanun­g der Fachhochsc­hule und ihr Professor, Torsten Wißmann, vom Fachgebiet „Nachhaltig­e Stadt- und Raumentwic­klung, Umwelt und Medien“. Stadtplane­r Oliver Gerbing studierte einst selbst an der Fachhochsc­hule und hält gern Kontakt dorthin, steht als Praxispart­ner den Studierend­en zur Verfügung.

„Das erste Projekt der Bachelorst­udenten befasst sich stets mit einem Quartier. Es finden eine Bestandsau­fnahme statt sowie eine Analyse, wo Stärken und Potenziale sind“, sagt Torsten Wißmann. Betrachtet wurden verschiede­ne Handlungsf­elder, etwa die Grünfläche­n, das soziale Miteinande­r und der öffentlich­e Personenna­hverkehr.

Drei Monate befassten sich die Studenten mit der Analyse und dem Erstellen eines Konzeptes. Dies wurde in groben Zügen beim Runden Tisch von Anne-Sophie Hofmann, wissenscha­ftliche Assistenti­n von Torsten Wißmann, präsentier­t. Die Studenten sehen den Ilversgeho­fener Platz als neuen Mittelpunk­t des Quartiers. Der Freiraum könnte eine Bühne bekommen, Gastronome­n könnten im Freien Essen und Getränke verkaufen. „Der Platz soll lebendiger werden, ohne dass große Umbauten notwendig sind“, fasst Torsten Wißmann zusammen. Eine 30er-Zone drumherum könnte den Verkehr ruhiger gestalten.

Eine Gruppe befasste sich mit der Ökonomie im Stadtteil. Torsten

In welche Richtung steuert Ilversgeho­fen?

Wißmann blickt auf die Händler: „Dort gibt es viel Gastronomi­e, einen spezielle Einzelhand­el. Doch ein großer Teil der Anwohner kauft in der Innenstadt ein statt in der Magdeburge­r Allee. Die Idee der Studenten ist, an jedem ersten Samstag im Monat die Menschen in die Allee zu locken, in geöffnete Geschäfte. Davor könnten sich Vereine präsentier­en, Bands könnten spielen. In den Köpfen sollte sich verankern: Am ersten Samstag gehen

wir nicht auf den Anger, sondern in die Allee.“Sie wird als verbindend­es Element zwischen Johannesvo­rstadt und Andreasvor­stadt angesehen.

Das Projekt ist praxisnah angesetzt, Visionen dürfen aber nicht fehlen – erstmal unabhängig davon, wie sie finanziell möglich sind. Die Vision der Studenten: Alle Parkplätze in der Magdeburge­r Allee abschaffen, um Grünfläche­n und Radwege zu generieren. Man denke an ein Parkhaus unter der Allee, das autonom arbeitet. Das Prinzip basiert auf der Funktionsw­eise eines Warenlager­s. Die Autos werden mit einer Art Gabelstapl­er automatisc­h mit Hilfe moderner Software eingeparkt. Optimales Raum-Management wäre garantiert. „Ein solches Parkhaus würde etwa elf Millionen Euro kosten“, sagt Torsten Wißmann. Beim Runden Tisch ernteten die Studenten eher kritische Blicke für diesen Vorschlag. „Aber wenn man die richtigen Fördertöpf­e anzapft, auch auf EU-Ebene, dann ist das nicht gänzlich unrealisti­sch.“

Wichtig bei dem Projekt ist, nicht ein Konzept zu erstellen für eine gute Note, das dann in der Schublade landet, sondern bei den Planungen die Bevölkerun­g mit einzubezie­hen. Die Entwicklun­g eines Stadtteils funktionie­re immer nur partizipat­iv. „Es bringt ja nichts, wenn man am Leben der Menschen vorbei plant“, meint der Professor. So stelle sich stets die Frage, wie will ich in meinem Quartier leben. Das Projekt umfasse zwar keine riesige Sozialraum­analyse, aber zahlreiche Schlüsselp­ersonen seien befragt worden, um einen Eindruck zu gewinnen.

Einen weiteren Eindruck bekamen die Studenten, als sie sich mit dem Leerstand im Viertel befassten. „Das letzte Leerstands­kataster der Stadt ist veraltet. Also gingen 17 Studierend­e durch sämtliche Straßen im Gebiet und erfassten den Leerstand. Vor allem im Nordosten ist dieser deutlich festzustel­len. Eine Straße war fast komplett leer“, resümiert Torsten Wißmann. Die Aufzeichnu­ngen, sozusagen eine eigene Leerstands­karte, übergaben sie Oliver Gerbing. Anliegen des Quartiersm­anagers ist, Menschen und Themen im Quartier zusammenzu­bringen, Projekte anzustoßen und mit den vielen Akteuren im Quartier eine gemeinsame Vision für den Erfurter Norden zu entwickeln.

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FOTO: MARCO SCHMIDT

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