Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Unermüdlich für Gerechtigkeit und gegen Krieg
Ute Hinkeldein begeht heute ihren 75. Geburtstag und bereitet sich auf das Jubiläum 30 Jahre Aktionskreis für den Frieden vor
Erfurt. Als die Welt ringsherum unterging, wurde sie am 31. Januar 1945 geboren. Das schreibt Rainer Hinkeldein kurz vor ihrem 75. Geburtstag über seine Frau. Vielleicht setzt sich Ute Hinkeldein deshalb bis heute so unermüdlich, hartnäckig und geduldig für den Frieden ein. Tief bewegt hat sie aber auch eine Reise als junge Frau nach Prag, die wurde im August 1968 zu einer Reise in den „Prager Frühling“, das Aufbegehren wurde mit Panzern beendet. „Man kann doch nicht auf solche Weise Frieden herstellen“, findet sie.
Ute Hinkeldein begeht heute ihren Ehrentag. Und sie wäre nicht
Ute Hinkeldein, würde sie ihr persönliches Jubiläum nicht auch mit dem Thema Frieden verknüpfen: Der Aktionskreis für den Frieden ist vor 30 Jahren aus der Taufe gehoben worden. Eine Feier zum 30. Geburtstag ist am Montag, 17. Februar, ab 16 Uhr im Frauenzentrum in der Pergamentergasse 36 geplant.
Was treibt sie an, unermüdlich und streitbar unterwegs zu sein für den Frieden, für ihre Stadt, auch als Erfurt-Botschafterin, und für ihren Stadtteil? Ostermärsche, Hiroshima-Gedenktag, Weltfriedenstag, Interkulturelle Woche und immer wieder Kundgebungen und Demonstrationen sind ihr Betätigungsfeld. Das Netzwerk, in dem sie aktiv ist, ist groß.
Schon als Kind war ihr Gerechtigkeit ausgesprochen wichtig. „Wenn ich sehe, was so läuft und weder Demokratie noch Humanismus entspricht, dann muss ich einfach handeln“, sagt sie. Eines steht fest: Ohne die tatkräftige Hilfe ihres Mannes könnte Ute Hinkeldein ihr Engagement nicht auf so viele Bereiche ausdehnen. Und das liegt nicht allein daran, dass sie im Rollstuhl sitzt. Er unterstützt sie auch inhaltlich und ist im Verein aktiv.
Der Aktionskreis für den Frieden Erfurt ist ein eingetragener Verein und ging 1990 aus dem „Neuen Forum“hervor. Pfarrer Karl Metzner und Ute Hinkeldein gehörten damals der Arbeitsgruppe „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der
Die Jubilarin.
Schöpfung“an. Der verstorbene Pfarrer Metzner und Ute Hinkeldein prägten und prägen das Gesicht des Aktionskreises. Das Literaturcafé ist als Veranstaltungsreihe fester Bestandteil der Aktivitäten im Aktionskreis. Zunächst fand es im Café Paul statt. Jetzt haben die Lesungen und Gespräche mit Autoren im Augustinerkloster ein neues Zuhause gefunden. Arbeitslose und Menschen mit geringem Einkommen bekommen kulturelle Angebote, für die sie nichts zahlen müssen.
Es gab im Laufe der drei Jahrzehnte noch mehr Projekte. „Esthers Chance“zum Beispiel seit 2005. Da ging es um Spätaussiedler aus Russland, kooperiert wurde mit der Jüdischen Landesgemeinde. „Aus finanziellen Gründen mussten wir das Projekt 2016 einstellen“, bedauert Ute Hinkeldein.
Würde sie nicht von ihrer ohnehin kleinen Rente zuschießen, kämen solche Projekte wie das Literaturcafé auch nicht mehr weit. „300 Euro jährlich bekommen wir von der Kulturdirektion. Als Honorar für einen Abend mit einem Autor werden normalerweise um die 250 Euro fällig“, erklärt sie. Projektmittel aus anderen Töpfen fließen auch, müssen aber immer neu beantragt werden.
Ein ganze Menge an Interessen und ehrenamtlicher Arbeit kommen zusammen. „Ja, es ist schon viel“, räumt sie ein, „aber mir ist vieles wichtig.“Lange Zeit hat sie sich als gewähltes Mitglied im Ortsteilrat des Moskauer Platzes für die Belange ihres Stadtteils engagiert.