Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Drei dominante Sätze
Tennis: Djokovic bezwingt angeschlagenen Federer und stürmt als Favorit ins Finale der Australian Open
Siegerfaust: Novak Djokovic nach dem Halbfinale.
Melbourne. Nach seiner vergebenen „Drei-Prozent-Chance“auf die Revanche verabschiedete sich Roger Federer mit einem kurzen Winken. Novak Djokovic klopfte sich mit der Faust aufs Herz. Wie im längsten Endspiel in der Historie von Wimbledon entschied Djokovic das Duell der beiden Tennis-Topstars auch bei den Australian Open für sich. Aber anders als im vergangenen Sommer war der diesmal angeschlagene Federer in Melbourne ohne Chance. Das 7:6 (7:1), 6:4, 6:3 und der klarste Grand-Slam-Sieg seit fast acht Jahren gegen seinen Rivalen bietet Djokovic die Chance auf den achten Titel Down Under.
Am Sonntag geht der Serbe als Favorit in sein achtes Endspiel gegen den Hamburger Alexander Zverev oder den Österreicher Dominic Thiem, die erst am heutigen Freitag (9.30 Uhr MEZ/Eurosport) um den noch freien Finalplatz kämpfen. Bei den Damen spielen am Sonnabend überraschend die amerikanische Außenseiterin Sofia Kenin und die ungesetzte zweimalige GrandSlam-Siegerin Garbiñe Muguruza aus Spanien um den Titel.
Die diesjährige spektakuläre Federer-Show von Melbourne ist dagegen beendet. Seine Leistenprobleme hatten ihm die Hoffnung auf den Finaleinzug praktisch schon vor dem Match genommen. „Es war schrecklich, durch was ich heute gegangen bin. Netter Empfang, netter Abschied – und dazwischen war es zum Vergessen, weil du weißt, du hast eine dreiprozentige Chance zu gewinnen“, sagte der 38-Jährige. „Du weißt, du musst es versuchen, aber wenn du es kommen siehst, dass es nicht funktioniert, ist es schwer. Es war frustrierend.“
Ohnehin war der Schweizer nach dem bisherigen Turnierverlauf und dem irren Match mit sieben abgewehrten Matchbällen gegen den Amerikaner Tennys Sandgren als Außenseiter in das 50. Duell mit Djokovic gegangen. Er startete hervorragend in den ersten Satz und hatte drei Breakbälle zum möglichen 5:1. Doch nach dem klar verlorenen Tiebreak nahm er eine medizinische Auszeit und die erhoffte Spannung blieb anschließend aus.
„Das war das Maximum, was ich aus diesem Turnier herausholen konnte“, bilanzierte Federer und ließ sogar offen, ob es sein letzter Auftritt in Melbourne gewesen ist: „Keine Ahnung, wie im letzten Jahr. Du weißt nie, was die Zukunft bringt. Besonders in meinem Alter weißt du es nicht.“Er habe aber momentan keine Pläne zurückzutreten, wiederholte der Familienvater einmal mehr.
Djokovic hat, so wie er sich am Tag vor dem Halbfinal-Debüt von Zverev präsentierte, nunmehr alle Chancen, mit seinem 17. GrandSlam-Titel näher an den Schweizer Federer heranzurücken (20).