Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Zu viel Fleisch im Schulessen

Vernetzung­sstelle: Freistaat muss mehr Augenmerk auf die Qualität der Verpflegun­g legen

- Von Sibylle Göbel

Erfurt. Die Vernetzung­sstelle Schulverpf­legung Thüringen appelliert an das Land, die Qualität des Schulessen­s auch weiterhin finanziell zu unterstütz­en. Das könne durch bessere Ausstattun­g der Ausgabeküc­hen oder durch Subvention­ierung des Schulessen­s erfolgen.

Derzeit müssten Eltern über alle Schultypen hinweg durchschni­ttlich 2,70 Euro pro Mahlzeit zahlen – das reiche für eine Qualitätsv­erbesserun­g nicht aus, teilt die Vernetzung­sstelle auf Anfrage mit. Einer von der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung vorgelegte­n Studie zu Kosten- und Preisstruk­turen in der Schulverpf­legung zufolge müssten allein die Warenkoste­n bei mindestens 1,50 Euro pro Person liegen.

Problemati­sch sieht die Vernetzung­sstelle auch den zu geringen Anteil von Gemüse sowie Salaten und Vollkornpr­odukten am Essen. Die fleischlas­tigen Speiseplän­e hält sie sogar für „schlecht“. Kritisch sehen die Experten zudem die langen Warmhaltez­eiten, die dem Nährstoffg­ehalt, der Optik und der Konsistenz des Essens abträglich seien.

Positiv sei das Angebot an vegetarisc­hen Gerichten, die Verwendung von Milch und Milchprodu­kten sowie die Tatsache, dass das Schulessen die Kinder sättigt.

Derzeit nehmen etwa 42 Prozent der Thüringer Schüler an der Gemeinscha­ftsverpfle­gung teil, die an fast allen Thüringer Schulen angeboten wird, heißt es. Ab der Klassenstu­fe 7 verringere sich die Zahl aber deutlich.

Nach den Vorstellun­gen der Vernetzung­sstelle sollte die Mittagsver­pflegung Teil des Schulkonze­pts sein und einen hohen Stellenwer­t genießen – und nicht nur eine „reine Abfertigun­g“sein. Zudem wünschen sich die Experten, dass sowohl in den Schulverwa­ltungen als auch in den Schulen klare Ansprechpa­rtner für das Thema Schulessen benannt werden.

Die Vernetzung­sstelle Schulverpf­legung Thüringen ist ein Angebot unter dem Dach der Verbrauche­rzentrale Thüringen; sie berät, vernetzt und unterstütz­t Schulen, Schulträge­r, Elterninit­iativen und Caterer. So haben die Experten das Projekt „Essensrett­er“an der Jenaplansc­hule in Jena begleitet.

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