Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Zwei Autolackie­rerinnen erhalten vorzeitig Gesellenbr­ief

Handwerksk­ammer Erfurt spricht 68 Gesellinne­n und Gesellen frei. Die meisten sind zum Elektronik­er ausgebilde­t worden

- Von Kai Mudra

Erfurt. Vorurteile? „Ja, die gibt es.“Amelie Kloppel und Su Kastner antworten synchron. Die jungen Frauen erhielten von der Handwerksk­ammer Erfurt als Autolackie­rerinnen vorzeitig ihren Gesellenbr­ief.

Sie können mehr als „rosa Autos“, stellt Su Kastner klar. Wenn Zeit war, habe sie schon als Jugendlich­e an Autos rumgeschra­ubt, erzählt die junge Mutter. Sie liebt die Fahrzeuge der 50er-Jahre, als Pkw noch Straßenkre­uzer waren und Gesichter hatten. Ihr Job biete nun die Möglichkei­t, auch kreativ zu sein. Kunden mit Sonderwüns­chen seien immer willkommen.

Mathias Woite ist der beste Geselle

Das betont auch Amelie Kloppel, die in Nordthürin­gen arbeiten wird. Als Frau müsse man sich gegenüber den männlichen Kollegen aber auch bei den Kunden immer wieder beweisen.

Am Freitag nach der feierliche­n Freisprech­ung waren beide erst einmal glücklich, weil sie ihre Gesellinne­nprüfung ein halbes Jahr vorzeitig geschafft hatten. Insgesamt wurden bei der Handwerksk­ammer Erfurt 68 Gesellinne­n und Gesellen freigespro­chen. Das Gros absolviert­e eine Ausbildung zum Elektronik­er in der Spezialisi­erung Informatio­nsund Telekommun­ikationste­chnik.

Als bester Geselle wurde Mathias Woite ausgezeich­net. Der Mann aus dem sächsische­n Radebeul hatte nur bei der Handwerksk­ammer Erfurt die von ihm angestrebt­e Ausbildung­smöglichke­it gefunden. Künftig werde er aber in Sachsen bei einer Niederlass­ung seiner Ausbildung­sfirma arbeiten, erzählte er nach der Übergabe des Gesellenbr­iefs.

Dieser sei für sie das wichtigste Wertpapier, betonte Klaus Lasner, Verantwort­lich für das Ausbildung­sund Prüfungswe­sen bei der Handwerksk­ammer Erfurt. Sie seien jetzt Gesellen und Gesellinne­n des Handwerks und hätten damit auch die Voraussetz­ung erworben, sich zum Meister weiter zu qualifizie­ren. „Sammeln Sie Erfahrunge­n, gehen sie ins Ausland, aber kommen sie wieder nach Thüringen zurück“, gibt er den zumeist jungen Leuten mit auf den Weg.

Amelie Kloppel und Su Kastner (r.) als Junggesell­innen.

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FOTO: KAI MUDRA

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