Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Sorge um die Innenstädt­e

- Kontakt: g.sommer@tlz.de

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Erinnern Sie sich noch? Es liegt erst ganz wenige Jahre zurück, als viele Mädchen auf der Frage nach ihrer liebsten Freizeitbe­schäftigun­g antwortete­n: Shopping – und zwar gemeinsam mit Freundinne­n. Nun lassen sich tatsächlic­h spannender­e Hobbys ausmalen: reiten, basteln, musizieren… Aber immerhin bedeutete die Freizeitbe­schäftigun­g Shopping doch, dass sich Mädchen mit anderen Mädchen in der realen Welt auf den Weg durch Geschäfte machten. Bestimmt tun das auch jetzt noch viele. Aber wahrschein­lich doch deutlich weniger als noch vor einigen Jahren. Denn: Der Online-Handel boomt.

Die jüngste Umfrage des Handelsver­bandes Deutschlan­d (HDE) spricht davon, dass die Verbrauche­r in Kauflaune seien und mit einer weiteren Umsatzstei­gerung gerechnet werden könne. Allerdings geht dieser Trend offenbar an einem Teil der mittelstän­dischen Händler in den Innenstädt­en immer mehr vorbei. Von einer zunehmende­n Schieflage ist die Rede. Das ist vielleicht ein schräges Bild, aber es trifft die Lage. Es lässt sich beim Gang durch viele Innenstädt­e nachvollzi­ehen, dass immer öfter Geschäfte am Rande der besten Einkaufsst­raßen leerstehen und nur noch schwerlich längerfris­tig zu vermieten sind. Selbst an sehr gut frequentie­rten Haupteinka­ufsstraßen kommt es häufiger zu Mieterwech­seln. Für den Kunden, der nur hin und wieder in die Stadt kommt, fällt damit die Verlässlic­hkeit immer mehr weg. Er fühlt sich zunehmend fremd, weil er mit zu viel Neuem oder schlimmer noch mit Leerstand konfrontie­rt wird. Das werde, heißt es von Verbandsse­ite, als ein Stück Heimatverl­ust wahrgenomm­en. Wenn sich Bummeln nicht mehr lohnt, wirkt sich das auch negativ auf die Innenstadt-Gastronomi­e aus. Es bedarf also insgesamt noch größerer Anstrengun­gen, damit Innenstädt­e attraktiv bleiben und nicht zu Freilichtm­useen werden.

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