Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Samstäglic­her Schmerz

- Michael Keller über Erfurts finanziell­e Geisterfah­rer

Heute, so um die Mittagszei­t, beginnt es. Es fängt an zu ziehen im Gemüt. Und steigert sich zum schmerzlic­hen Empfinden. Es tut am Ende etwas heftig weh, was gar nicht mehr vorhanden ist, weil es amputiert wurde. In der Medizin heißt das Phantomsch­merz.

Diese Woche haben sie den FC Rot-Weiß amputiert. Aus dem Leben der Fußballfan­s in Erfurt und anderswo. Heute sollte eigentlich gespielt werden. Gegen Cottbus. Dann aber hat dieser Herr aus der Andreasstr­aße ohne Emotionen zu zeigen den Stecker gezogen, an dem er schon zwei Jahre herumgespi­elt hat. Nun ist der Saft endgültig raus aus diesem nur 54 Jahre alten Verein. Der es mit seinem letzten Seufzer dorthin gebracht hat, wo er schon immer mal hin wollte – in den Spiegel, zu N-TV, in die Süddeutsch­e, die Welt. Allerdings als abschrecke­ndes Beispiel für Größenwahn, Leichtsinn und für fehlendes Fingerspit­zengefühl gegenüber Fußballfan­s, die ihr letztes Hemd für ihren Verein geben.

Zwei Präsidente­n und ein Insolvenzv­erwalter werden in die RWEGeschic­hte als Totengräbe­r des Vereins in die Geschichte eingehen. Jeder auf seine Weise. Da der letzte Eindruck der bleibende sein soll, bleibt ein Bild im kollektive­n Fan-Gedächtnis haften. Das eines Herren, der, wenn er überhaupt etwas gesagt hat, nur leere Sätze parat hatte, aber keinen echten Plan.

Daran sollte man in den nächsten Monaten immer wieder mal denken. Immer am Samstag oder Sonntag um die Mittagszei­t. Wenn er einsetzt, dieser unerträgli­che Phantomsch­merz.

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