Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Vorentscheidung zum Löbertor steht an
Dass am Hirschgarten ein Hotel mit Supermarkt entstehen soll, finden alle gut. Das Parkhaus trifft auf Widerstand
Erfurt. Für mehrere stadtprägende Bauprojekte soll der Stadtrat am Mittwoch eine Vorentscheidung treffen. Dazu gehören zwei große Wohnbaukomplexe am Ringelberg und ein Wohn- und Geschäftshaus auf der Fläche der früheren Lehrlingswerkstatt der Schuhfabrik „Paul Schäfer“an der Magdeburger Allee.
Auf der Tagesordnung steht auch ein Projekt in der Innenstadt, über das schon seit Jahren heiß diskutiert wird – das Löbertor. Der Entwurf, den der Stadtrat jetzt billigen soll, sieht ein Hotel mit einem Supermarkt im Erdgeschoss an der Neuwerkstraße und ein Parkhaus an der Kreuzung der Straße Löbertor mit dem Juri-Gagarin-Ring vor. Es ist dieses Parkhaus mit rund 500 Stellplätzen, an dem sich die Geister scheiden.
Im Gegensatz zu anderen Vorhaben entstammt das Löbertor nicht der Idee eines Investors. Vielmehr skizzierte die Stadt das Konzept und schrieb die Fläche dann unter der Bedingung aus, dass der Käufer diese Pläne umsetzt. Mit 27 Ja-Stimmen bei neun Gegenstimmen und zwei Enthaltungen hatte der Stadtrat im Januar 2018 die Vergabe des Grundstücks an die OFB Projektentwicklung beschlossen.
Die Forderung nach einem Parkhaus begründete die Stadt zum Beispiel mit dem ebenfalls vom Stadtrat beschlossenen Parkraumkonzept, das ein Parkhaus am Löbertor als Kernelement enthält. Von den Kurzzeitmietern wird sich eine Befürworter lebung des westlichen Angers erhofft.
Doch sollen Innenstadtbesucher nur den kleineren Teil der Parkhaus-Kundschaft ausmachen. Der größere Teil ist für andere Autofahrer gedacht.
Konkret geht es erstens um die Bewohner der Kowo-Wohnscheibe, die jetzt noch auf der Fläche des geplanten Hotels parken, zweitens um die Nutzer der Parkplätze Eichenstraße und Regierungsstraße, die künftig ebenfalls bebaut werden sollen, und drittens um die Kunden des im Löbertor-Projekt geplanten Supermarktes. Denn die geplante Tiefgarage unter dem Supermarkt an der Neuwerkstraße hat nur 45 Plätze und reicht im besten Fall gerade mal für das 200 Zimmer große Hotel in den Obergeschossen des Neubaus.
Der Investor hat im Vorfeld der Stadtrats-Entscheidung dargestellt, dass das Parkhaus energieeffizient und mit einem Gründach geplant sei. Es sei zudem für die Elektromobilität
ausgerüstet und lasse sich durch die Bauweise auch vergleichsweise einfach zurückbauen, wenn es irgendwann einmal nicht mehr benötigt werden sollte.
Mit einem Änderungsantrag der Linken, die Zahl der bereits geplanten 65 Fahrrad-Stellplätze auf 100 zu erhöhen und die Schaufenster in Augenhöhe durch Künstler gestalten zu lassen, hat der Investor offenbar kein Problem. Andere bereits bekannte Änderungsanträge bringen nach Ansicht der Parkhaus-Be
und der Stadtverwaltung das Gesamtprojekt in Gefahr.
So wollen die Linken in einem zweiten Änderungsantrag den Bebauungsplan in zwei Bebauungspläne unterteilen. Nach der Einschätzung der Stadtverwaltung ist das rechtlich allerdings nicht möglich. Ohne das Parkhaus würden dem Hotel und Supermarkt zudem die Stellplätze fehlen und es sei dann auch nicht möglich, die Flächen an der Eichenstraße zu bebauen, deren Verkauf an die Kowo und Private die Linken bereits zugestimmt hatten.
Grüne und Mehrwertstadt lehnen das Parkhaus grundsätzlich ab. Mit einer Parkpalette auf der anderen Seite des Juri-Gagarin-Rings, auf dem Parkplatz an der Rosengasse, schlagen sie eine Alternative vor.
Aus Sicht der Stadtverwaltung funktioniert diese Alternative nicht: Für die geplanten Funktionen reichten die Stellplätze nicht aus und lägen zu weit von den Zielen der Autofahrer entfernt. Eine Parkpalette an der Rosengasse würde zudem der Entwicklung der ICE-City West vorgreifen und die Möglichkeiten dort einschränken, heißt es.
Die Mehrwertstadt versucht darüber hinaus, die Entscheidung zum Löbertor weiter hinaus zu zögern. Die Fraktion bezieht sich dabei auf ein „neues Parkraumkonzept“, das in den nächsten Wochen erwartet werde – erst dann könne der Bedarf für das Parkhaus Löbertor eingeschätzt werden.
Vermutlich bezieht sich die Fraktion dabei auf die angekündigte Auswertung des aktuellen Parkraumkonzeptes.