Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Wo auch Chaoten zur Ruhe kommen
Christa Frenzel; Edith Frenzel; Magdalena Frenzel, geb. Groß. Es sind drei von 267 Namen, die im Augustinerkloster am Ort der Stille stehen.
Waren sie wohl Schwestern und Schwägerin? Oder Mutter, Tochter und Schwiegertochter? Oder vielleicht auch gar nicht miteinander verwandt.
Am 25. Februar 1945, an einem Sonntag, ertönen die Sirenen in Erfurt und die Drei suchen Schutz in der alten Bibliothek des Klosters. Der Keller mit seinen dicken Wänden verspricht Sicherheit. Doch eine Luftmine trifft das Kloster. Das Gebäude liegt in Trümmern. Ein 17-jähriger Soldat räumt sie mit einer Hacke und bloßen Händen zur Seite. Er kann nur ein Mädchen retten. Alle anderen sitzen auf den Bänken, als würden sie schlafen…
Wenn ich Schüler durch das Kloster führe – an diesem Ort kommt auch die chaotischste Klasse zur Ruhe. Die schrecklichen Ereignisse von vor 75 Jahren sind dann ziemlich nah. Es gibt noch die Nischen, in denen die Menschen saßen. Dieser Raum hält die Erinnerungen wach. Und doch ist er nicht nur ein Geschichtsort. Vor dem Nagelkreuz aus Coventry, dem Ort aus England, den deutscher Bomber zerstörten, sprechen wir jeden Freitagmittag ein Gebet: „Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten (Römer 3,23). Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse - Vater, vergib!“
Fühlen wir uns den Menschen von damals verpflichtet und dienen wir der Verständigung und Versöhnung.