Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Beckers Erbe braucht Geduld

- Von Dirk Pille

Alexander Zverev hat das Halbfinale von Melbourne verloren – und doch viel gewonnen.

Gemeint ist nicht nur Geld – seine umgerechne­t 886.000 Euro Preisgeld spendet der gebürtige Hamburger mit großem Herzen den Opfern der Buschbränd­e. Nein, vor allem hat der erst 22 Jahre alte Tennisspie­ler bei den Australian Open Erfahrung gewonnen. Schließlic­h war es sein erstes Semifinale im Grand-Slam-Zirkus.

Dass Zverev unfassbar viel Talent mitbringt, ist in der Tenniswelt schon seit Langem bekannt. Doch der 1,98-Meter-Mann kämpft auch mit großen Schwankung­en. Beim neuen ATP-Team-Cup nur wenige Tage vor Melbourne bot Zverev noch katastroph­ale Leistungen. Niemand setzte einen Pfifferlin­g auf ein starkes Abschneide­n beim Grand-Slam-Turnier. Doch dann spielte Zverev großartig auf und erreichte mit Kampf und Können sein erstes großes Halbfinale.

„Wir müssen nicht mehr lange warten, bis er in sein erstes GrandSlam-Finale kommt“, sagte gestern sein Freund und Kontrahent Dominic Thiem aus Österreich, der am Sonntag gegen Novak Djokovic um seinen ersten großen Titel spielt.

Zverev muss für ein solches Endspiel weiter reifen und vor allem Geduld beweisen. Eine Tugend, die Leistungss­portlern allerdings fast zwangsläuf­ig fehlt. Es kann nicht immer wie bei einem Boris Becker laufen, der seine Karriere schon mit 17 als Wimbledon-Sieger begann. Becker war vor 24 Jahren in Melbourne übrigens der letzte deutsche Gewinner eines Grand Slam-Turniers. Der Nächste wird Zverev heißen. Und lange müssen die Tennisfans darauf nicht mehr warten.

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