Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

„Ich habe mich getäuscht“

Beim FC Rot-Weiß muss auch Torwarttra­iner Rene Twardzik nach zehn Jahren gehen

- Von Axel Lukacsek

Erfurt. Das Ende mit Schrecken beim FC Rot-Weiß Erfurt war für Rene Twardzik mit der Verlautbar­ung des Regionalli­ga-Rückzugs noch nicht abgeschlos­sen. Am Tag danach erhielt er die Kündigung, gestern nun meldete er sich arbeitslos. „Das ist für mich der schwärzest­e Tag als Trainer. Gerne hätte ich weiter in Erfurt gearbeitet“, sagt der 49-Jährige, der einst von 2001 bis 2005 in 124 Spielen bei RWE zwischen den Pfosten stand und seit fast zehn Jahren als Torwarttra­iner fungierte. Keiner im aktuellen Rot-Weiß-Kader war so lange in Erfurt wie er.

Zuletzt sprang der Tscheche sogar als Co-Trainer ein, nachdem Thomas Brdaric am 13. November entlassen wurde und Robin Krüger die Leitung am Spielfeldr­and übernahm. „Natürlich hatte ich bis zur letzten Sekunde die Hoffnung, dass es weitergeht“, sagt Twardzik. Als Aktiver erlebte er schon einmal eine solch dramatisch­e Situation, als er in der Saison 2000/2001 beim damaligen Regionalli­gisten FC Sachsen Leipzig spielte. Erst floss auch hier kein Gehalt mehr, dann schaffte die Mannschaft dennoch den Klassenerh­alt – und musste trotzdem zwangsweis­e absteigen.

Nun war auch die Erfurter Elf gezwungen, innerhalb weniger Tage neu zu planen. Bis gestern hatten die meisten Profis neue Verträge unterzeich­net und waren erleichter­t. „Wir freuen uns auf unsere neue Aufgabe, in der Rückrunde für Babelsberg auflaufen und Fußball spielen zu dürfen“, sagte Kevin Pino Tellez, der wie Petar Lela bei den Brandenbur­gern weiter in der Regionalli­ga Nordost kicken wird.

In der Oberliga, wo der FC RotWeiß in der neuen Saison einen Neustart wagen will, ist derweil

Schlussman­n Julian Knoll schon jetzt am Ball. „Uns ist da sicherlich ein kleiner Transferco­up gelungen“, sagt Carsten Hänsel, der Sportdirek­tor beim FC Inter Leipzig, wo der 20-Jährige nun weiterspie­lt. Sein Torhüterko­llege Jannick Theißen war von Fortuna Düsseldorf­s Zweiter ausgeliehe­n und kehrt dorthin zurück. Dagegen kamen Spieler wie Lukas Cichos oder Marcel Kaffenberg­er, die zuletzt lange verletzt waren, bis gestern Nachmittag bei keinem neuen Verein unter.

Robin Krüger, der erst im November zum Regionalli­ga-Trainer aufgestieg­en war, kann sich den Verbleib bei RWE vorstellen. „Ich fühle mich in Erfurt sehr wohl“, sagt der 30-Jährige, der einen Vertrag als Nachwuchst­rainer besitzt, nachdem ihm aufgrund der finanziell­en Turbulenze­n nie ein Arbeitspap­ier für die Regionalli­ga vorgelegt worden war.

Rene Twardzik hat sich unterdesse­n noch keine Gedanken gemacht, wie es für ihn nun weitergeht. „Ich dachte, dass ein Traditions­verein wie Rot-Weiß Erfurt nie in solch eine Lage geraten kann. Aber da habe ich mich leider getäuscht.“

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