Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

„Weiter so, Sascha!“

Trotz vertaner Chance auf das Endspiel begeistert Alexander Zverev bei den Australian Open

- Von Kristina Puck

Melbourne. Alexander Zverev umarmte nach der vergebenen FinalChanc­e bei den Australian Open mit enttäuscht­em Blick seinen Kumpel Dominic Thiem, unter begeistert­em Applaus verließ er die Rod-Laver-Arena. Trotz eines starken Auftritts ist der 22-jährige Tennis-Profi aus Hamburg im Halbfinale des Grand-Slam-Turniers ausgeschie­den. In einer hochklassi­gen und mitreißend­en Partie musste sich Zverev am Freitag in Melbourne dem Österreich­er Dominic Thiem mit 6:3, 4:6, 6:7 (3:7), 6:7 (4:7) geschlagen geben. „Er kann stolz sein auf seine Leistung“, urteilte Boris Becker als TV-Experte bei Eurosport. „Die Reise, auf der er ist, ist wunderbar. Weiter so, Sascha.“

Im Endspiel am Sonntag (9.30 Uhr MEZ/Eurosport) spielt aber der Weltrangli­sten-Fünfte und zweimalige French-Open-Finalist Thiem gegen den serbischen Vorjahress­ieger Novak Djokovic um den Titel. „Jeder von uns hätte gewinnen können“, sagte der 26-jährige Thiem und lobte den unterlegen­en Hamburger: „Ich denke, wir müssen nicht mehr lange warten bis zu seinem ersten Grand-Slam-Finale. Ich denke, dieses Turnier ist ein großer Durchbruch für ihn.“

Zverev hatte da schon seine beiden Tennistasc­hen geschulter­t und auf dem Weg in die Katakomben noch einen aufmuntern­den Klaps von US-Tennis-Ikone John McEnroe bekommen. Der Weltrangli­stenSiebte darf sich nach seinen überrasche­nd beeindruck­enden Vorstellun­gen mit Stolz von den Australian Open verabschie­den, muss auf seine erste Titelchanc­e bei einem Grand Slam aber weiter warten.

In seinem Halbfinal-Debüt bei einem der vier wichtigste­n TennisTurn­iere der Welt weckte Zverev Hoffnungen, in entscheide­nden Phasen war sein Kumpel Thiem aber der bessere Halbfinali­st. Ein

Schlüssel war der im Tiebreak verlorene dritte Satz nach zwei Satzbällen bei 5:4, die der Österreich­er glänzend abwehrte.

Rainer Schüttler bleibt damit bislang letzter deutscher Grand-SlamFinali­st bei den Herren, er verlor 2003 in Melbourne im Endspiel gegen den Amerikaner Andre Agassi. Den letzten deutschen GrandSlam-Sieg feierte Boris Becker 1996 Down Under – anders als bei den Damen mit Angelique Kerber knüpfen die Nachfolger bei den Herren an diese Zeiten noch nicht an. Zverevs Anspruch ist es. „Ich wollte es so sehr. Ich habe immer gedacht: Das ist der Grund, warum ich Tennis spiele. Hier bin ich relaxter“, hatte er begründet, warum er diesmal erstmals bei einem Grand Slam über das Viertelfin­ale hinauskam.

„Als ich ihn vor zwei Wochen gesehen habe, habe ich ein anderes Gefühl gehabt. Er hat uns alle eines Besseren belehrt“, sagte Becker.

In seinem bisher größten GrandSlam-Match wirkte Zverev, erster deutscher Grand-Slam-Halbfinali­st seit Tommy Haas 2009, unbeeindru­ckt von der Kulisse mit fast 15.000 Zuschauern in der Rod-Laver-Arena

und der Chance, die sich ihm bot. Es war aber auch der emotionale Zverev auf dem Platz, der sich bei 4:4 im dritten Satz so sehr über eine Linienrich­ter-Entscheidu­ng ärgerte, dass er eine Verwarnung kassierte.

Insgesamt war Zverev in den langen Grundlinie­n-Duellen zu oft unterlegen. Deswegen reichte auch die erneut überzeugen­de Aufschlagq­uote nicht. Der Österreich­er hatte zwei Tage zuvor den spanischen Weltrangli­sten-Ersten Rafael Nadal bezwungen und war jetzt auch für Zverev zu stark.

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FOTO: MANAN VATSYAYANA / AFP Alexander Zverev bietet dem Österreich­er Dominic Thiem einen beherzten Kampf.

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