Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Gemeinsam stark
Kooperation zwischen BiG Gotha und den Erfurter Vereinen soll Talente zu Profis formen
Elxleben. Beim Betreten des Elxlebener Sportkomplexes, der eigentlichen Heimat der Thuringia Bulls, ist ein lautes Quietschen vernehmbar. Wuselig verschieben die Basketballer ihre Positionen im Trainingsspiel Angriff gegen Abwehr, machen schnelle Bewegungen, woraus die Reibung der Schuhe mit dem Hallenboden und somit das Quietschen entsteht.
Das alles geschieht unter den wachsamen Augen von Florian Gut und Iria Uxía Romarís Durán. Gut, Trainer der Löwen aus Erfurt in der Pro B, hält das Spiel immer wieder an, gibt auf Deutsch oder Englisch Hinweise, um dann weitere Angriffe abspielen zu lassen. Die Spanierin Romarís, die sich für die in der 2. Regionalliga Nord beheimateten Rockets verantwortlich zeigt, beobachtet genau, nimmt mitunter Spieler beiseite, erteilt weitere Ratschläge. Wie immer ergänzt sich das Duo, das sich auf Augenhöhe sieht, in seinen Ausführungen. „Wir haben eine sehr enge Kommunikation miteinander. Die muss man auch haben, um mit einer Stimme zur Mannschaft zu sprechen. Nicht, dass sie denken, der eine sagt das, der andere was anderes“, meint Gut.
Die enge Bindung ist nicht nur ein Segen, sondern auch notwendig. Denn gerade bei einem Parallelspieltag beider Teams ist eine perfekte Planung erforderlich. Wer spielt in welcher Mannschaft? Wo macht es Sinn, die „Zweite“zu stärken, ohne dass es der „Ersten“schadet? Bei diesen Gedankenspielen muss auch die Jugend-BundesligaAuswahl mit eingeplant werden. „Mitunter ist das schon recht knifflig. Am besten ist es immer, wenn die Teams an unterschiedlichen Tagen spielen. Das vereinfacht vieles“, sagt Romarís.
Ein Blick auf den Kader des Erfurter Drittligisten verdeutlicht die Möglichkeiten, aber auch Zwänge. Von den 14 Spielern sind zwei Talente „Dauerleihgaben“. Sie kommen immer bei den Rockets zum Einsatz. Fünf weitere Akteure sind dank der U-22-Regelung mit einem Doppelspielrecht versehen, können also in beiden Mannschaften unbegrenzt auflaufen.
Führungsspieler der Zweiten, Lernende bei der Ersten
Die Rolle wechselt je nach Team. „In der Regionalliga sind die Jungs Leistungsträger mit viel Spielzeit und sollen die Jüngeren führen. In der ProB sollen sie selber Erfahrungen sammeln, indem sie mit Profis zusammenspielen. Von denen kann man sich viel abschauen“, sagt Gut.
Ein Einsatz im Unterbau ist also keine Degradierung, sondern soll im Gegenteil eher helfen, den endgültigen Sprung zum Stammspieler der Ersten zu schaffen. Was auf dem Papier logisch und einfach klingt,
Lorenz Schiller ist für beide Teams spielberechtigt.
ist aber im tagtäglichen Trainingsbetrieb gar nicht so einfach umsetzbar.
Denn während das Pro-B-Team viermal zusammen trainiert, werden die für die Reserve spielberechtigten Akteure nur am Donnerstag abgegeben, um dann zusammen mit dem restlichen Kader und aufstrebenden Talenten aus dem Nachwuchs zu üben. Die Kunst für Romarís, die auch im Trainerteam der U 19 des Kooperationspartners BC Erfurt aktiv ist, besteht darin, aus diesem Mix ein funktionierendes Gesamtkonstrukt zu bilden. Dazu ist nicht nur die Kommunikation mit Gut, sondern auch mit Peter Krautwald (Trainer Junior Rockets in der JBBL) und anderen Nachwuchscoaches erforderlich.
Das eng gestrickte, aber auch weitverzweigte Netzwerk innerhalb der verschiedenen Mannschaften und Vereine (Romarís: „Da muss man erst einmal den Überblick behalten, wer wo in welchem Team zum Einsatz kommt“) ist aber von den Verantwortlichen so gewollt. Die Unabhängigkeit der Vereine soll zwar gewahrt bleiben, zeitgleich aber will man die Spieler bestmöglich fördern, weshalb die Trainer von einem „LeistungssportProgramm“sprechen.
Denn das große Ziel sei, sagen beide unisono, den Basketball in Westthüringen weiterzubringen. „In Gotha wurde schon in den letzten Jahren im Nachwuchs immer sehr gute Arbeit geleistet. Da waren einige vielversprechende Talente dabei, die aber auch nie in der damaligen ersten Mannschaft der Rockets im Profisport Fuß fassen konnten. Wir möchten erreichen, dass ihnen dieser Schritt in der ProB gelingt“, sagt Gut. Dies gilt für die noch jungen Lorenz Schiller, Lucas Wobst oder Robert Merz genauso wie beispielsweise für den in der JBBL spielenden U-16-Nationalspieler Fidelius Kraus, der zumindest schon einen Kurzeinsatz in der dritten Liga verbuchte. Dass der eingeschlagene Weg nicht immer einfach ist, zeigt der Saisonverlauf beider Teams. Sowohl die Löwen als auch die Rockets müssen in ihren Ligen um den Klassenerhalt zittern und werden wohl bis zum Ende um den Ligaverbleib kämpfen. Dies ist neben zum Teil unbeständigen sportlichen Leistungen auch dem Verletzungspech oder zeitgleichen Spielterminen geschuldet.
„Natürlich kann es sein, dass durch unglückliche Terminlage das eine oder andere Spiel gerade bei der Zweiten verloren wird. Aber wir gehen den eingeschlagenen Weg weiter. Ich bin überzeugt, dass wir mit beiden Mannschaften die Klasse halten“, sagt Gut, dessen Drittligateam heute zum wichtigen Kellerduell in Oberhaching gastiert.
TSV Oberhaching Tropics – BasketballLöwen Erfurt, Samstag, 19 Uhr.