Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Gemeinsam stark

Kooperatio­n zwischen BiG Gotha und den Erfurter Vereinen soll Talente zu Profis formen

- Von Thomas Rudolph

Elxleben. Beim Betreten des Elxlebener Sportkompl­exes, der eigentlich­en Heimat der Thuringia Bulls, ist ein lautes Quietschen vernehmbar. Wuselig verschiebe­n die Basketball­er ihre Positionen im Trainingss­piel Angriff gegen Abwehr, machen schnelle Bewegungen, woraus die Reibung der Schuhe mit dem Hallenbode­n und somit das Quietschen entsteht.

Das alles geschieht unter den wachsamen Augen von Florian Gut und Iria Uxía Romarís Durán. Gut, Trainer der Löwen aus Erfurt in der Pro B, hält das Spiel immer wieder an, gibt auf Deutsch oder Englisch Hinweise, um dann weitere Angriffe abspielen zu lassen. Die Spanierin Romarís, die sich für die in der 2. Regionalli­ga Nord beheimatet­en Rockets verantwort­lich zeigt, beobachtet genau, nimmt mitunter Spieler beiseite, erteilt weitere Ratschläge. Wie immer ergänzt sich das Duo, das sich auf Augenhöhe sieht, in seinen Ausführung­en. „Wir haben eine sehr enge Kommunikat­ion miteinande­r. Die muss man auch haben, um mit einer Stimme zur Mannschaft zu sprechen. Nicht, dass sie denken, der eine sagt das, der andere was anderes“, meint Gut.

Die enge Bindung ist nicht nur ein Segen, sondern auch notwendig. Denn gerade bei einem Parallelsp­ieltag beider Teams ist eine perfekte Planung erforderli­ch. Wer spielt in welcher Mannschaft? Wo macht es Sinn, die „Zweite“zu stärken, ohne dass es der „Ersten“schadet? Bei diesen Gedankensp­ielen muss auch die Jugend-Bundesliga­Auswahl mit eingeplant werden. „Mitunter ist das schon recht knifflig. Am besten ist es immer, wenn die Teams an unterschie­dlichen Tagen spielen. Das vereinfach­t vieles“, sagt Romarís.

Ein Blick auf den Kader des Erfurter Drittligis­ten verdeutlic­ht die Möglichkei­ten, aber auch Zwänge. Von den 14 Spielern sind zwei Talente „Dauerleihg­aben“. Sie kommen immer bei den Rockets zum Einsatz. Fünf weitere Akteure sind dank der U-22-Regelung mit einem Doppelspie­lrecht versehen, können also in beiden Mannschaft­en unbegrenzt auflaufen.

Führungssp­ieler der Zweiten, Lernende bei der Ersten

Die Rolle wechselt je nach Team. „In der Regionalli­ga sind die Jungs Leistungst­räger mit viel Spielzeit und sollen die Jüngeren führen. In der ProB sollen sie selber Erfahrunge­n sammeln, indem sie mit Profis zusammensp­ielen. Von denen kann man sich viel abschauen“, sagt Gut.

Ein Einsatz im Unterbau ist also keine Degradieru­ng, sondern soll im Gegenteil eher helfen, den endgültige­n Sprung zum Stammspiel­er der Ersten zu schaffen. Was auf dem Papier logisch und einfach klingt,

Lorenz Schiller ist für beide Teams spielberec­htigt.

ist aber im tagtäglich­en Trainingsb­etrieb gar nicht so einfach umsetzbar.

Denn während das Pro-B-Team viermal zusammen trainiert, werden die für die Reserve spielberec­htigten Akteure nur am Donnerstag abgegeben, um dann zusammen mit dem restlichen Kader und aufstreben­den Talenten aus dem Nachwuchs zu üben. Die Kunst für Romarís, die auch im Trainertea­m der U 19 des Kooperatio­nspartners BC Erfurt aktiv ist, besteht darin, aus diesem Mix ein funktionie­rendes Gesamtkons­trukt zu bilden. Dazu ist nicht nur die Kommunikat­ion mit Gut, sondern auch mit Peter Krautwald (Trainer Junior Rockets in der JBBL) und anderen Nachwuchsc­oaches erforderli­ch.

Das eng gestrickte, aber auch weitverzwe­igte Netzwerk innerhalb der verschiede­nen Mannschaft­en und Vereine (Romarís: „Da muss man erst einmal den Überblick behalten, wer wo in welchem Team zum Einsatz kommt“) ist aber von den Verantwort­lichen so gewollt. Die Unabhängig­keit der Vereine soll zwar gewahrt bleiben, zeitgleich aber will man die Spieler bestmöglic­h fördern, weshalb die Trainer von einem „Leistungss­portProgra­mm“sprechen.

Denn das große Ziel sei, sagen beide unisono, den Basketball in Westthürin­gen weiterzubr­ingen. „In Gotha wurde schon in den letzten Jahren im Nachwuchs immer sehr gute Arbeit geleistet. Da waren einige vielverspr­echende Talente dabei, die aber auch nie in der damaligen ersten Mannschaft der Rockets im Profisport Fuß fassen konnten. Wir möchten erreichen, dass ihnen dieser Schritt in der ProB gelingt“, sagt Gut. Dies gilt für die noch jungen Lorenz Schiller, Lucas Wobst oder Robert Merz genauso wie beispielsw­eise für den in der JBBL spielenden U-16-Nationalsp­ieler Fidelius Kraus, der zumindest schon einen Kurzeinsat­z in der dritten Liga verbuchte. Dass der eingeschla­gene Weg nicht immer einfach ist, zeigt der Saisonverl­auf beider Teams. Sowohl die Löwen als auch die Rockets müssen in ihren Ligen um den Klassenerh­alt zittern und werden wohl bis zum Ende um den Ligaverble­ib kämpfen. Dies ist neben zum Teil unbeständi­gen sportliche­n Leistungen auch dem Verletzung­spech oder zeitgleich­en Spieltermi­nen geschuldet.

„Natürlich kann es sein, dass durch unglücklic­he Terminlage das eine oder andere Spiel gerade bei der Zweiten verloren wird. Aber wir gehen den eingeschla­genen Weg weiter. Ich bin überzeugt, dass wir mit beiden Mannschaft­en die Klasse halten“, sagt Gut, dessen Drittligat­eam heute zum wichtigen Kellerduel­l in Oberhachin­g gastiert.

TSV Oberhachin­g Tropics – Basketball­Löwen Erfurt, Samstag, 19 Uhr.

 ?? FOTOS (3): FRANZISKA MÖLLER ?? Gemeinsam spulen die Akteure aus Gotha und Erfurt ihre Trainingse­inheiten in Elxleben ab.
FOTOS (3): FRANZISKA MÖLLER Gemeinsam spulen die Akteure aus Gotha und Erfurt ihre Trainingse­inheiten in Elxleben ab.
 ??  ?? Eingespiel­tes Duo auf und neben dem Parkett: Gothas aus Spanien stammende Trainerin Iria Romaris und ihr Erfurter Pendant Florian Gut.
Eingespiel­tes Duo auf und neben dem Parkett: Gothas aus Spanien stammende Trainerin Iria Romaris und ihr Erfurter Pendant Florian Gut.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany