Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Wohnen im Eisberg
Ein Eisberg ist vor Aarhus gestrandet, hat sich am Hafen der dänischen Stadt festgekantet. Seine zackigen Umrisse leuchten in hellem Weiß, unterbrochen von bläulichen Schattierungen. Es ist natürlich kein echter Riese aus Eis und Schnee, der da in die Stadt getrieben ist, sondern ein modernes Gebäude mit 208 Wohnungen.
Berg- und Talfronten im Hafenviertel
Seine Fertigstellung im Jahre 2013 hat Aufsehen erregt, nicht nur in Architektur-Kreisen. Isbjerget, so der offizielle Name, liegt in direkter Nachbarschaft zu Dänemarks größtem Containerhafen. Er ist Teil des Langzeitprojekts, einen Teil des
Aarhuser Hafengebiets umzuwidmen und mit neuem Leben zu füllen. Direkt am Wasser entsteht ein neues Viertel mit moderner Architektur, Wissenschafts- und Kultureinrichtungen und Wohnungen.
Die ungewöhnliche Form, die dreieckige und quadratische Gebäude miteinander verbindet, war anfangs gar nicht vorgesehen. Die Stadt Aarhus hatte sich eine klassische Blockrandbebauung vorgestellt. Doch die Erbauer – dänische, belgische, französische und niederländische Architekten aus vier Büros – brachen die geschlossene Struktur auf, schufen Berg- und Talfronten, die tatsächlich an schwimmende Eisberge erinnern. Verstärkt wird die Assoziation durch spitzwinkelige Fenster und Balkone mit Glasbrüstungen, die in unterschiedlichen Blautönen schimmern. Das alles sieht nicht nur toll aus, es hat auch einen tieferen Sinn: Dank des Kreuz und Quer der Häuserzacken haben alle Apartments Meerblick – die kleine Mietwohnung ebenso wie das Luxuspenthouse. Kein Wunder, dass sie schnell vermietet bzw. verkauft waren.
Nur vom Meer aus sichtbar
Der Umbau des Hafens ist inzwischen ziemlich vorangeschritten: Die Promenade ist fertig, es gibt einen Aussichtsturm und mit dem Dokk1 die größte öffentliche Bibliothek Skandinaviens. Die vielen neuen Gebäude überdecken inzwischen das erste fertiggestellte Haus des neuen Viertels. Man muss heute auf das Meer hinaus, um den Eisberg von Aarhus zu sichten. Gewohnt wird überall auf der Welt, aber überall anders – zum Beispiel im neuen Hafenviertel in Aarhus