Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Deutlich mehr Krankmeldungen
Thüringer Kassen melden für Coronazeit Anstieg um bis zu 40 Prozent
Erfurt. In Thüringen haben sich während der Coronakrise deutlich mehr Menschen krankgemeldet als im Vergleichszeitraum der Vorjahre. „Die AU-Fälle sind im März 2020 im Vergleich zum März 2019 um
26,5 Prozent gestiegen. Im Februar
2020 war mit einem Anstieg der Krankmeldungen von rund 1 Prozent noch keine derartige Entwicklung zu beobachten“, sagt Ute Barbara Friedrich, Sprecherin der AOK plus mit rund einer Million Versicherten im Land.
Mit 40 Prozent Zuwachs hatten sich bei der Thüringer Barmer zum Stand 1. April sogar fast doppelt so viele Menschen krankgemeldet wie am gleichen Stichtag des Vorjahres. Zum 1. März und zum 1. Mai blieb der Krankenstand unter den versicherten Arbeitnehmern dagegen nahezu auf dem Vorjahresniveau von knapp fünf Prozent.
Etwas niedriger fällt der Anstieg bei der kleineren BKK-VBU Thüringen aus. „Im März 2019 konnten wir bei unseren Versicherten in Thüringen einen Krankenstand von 7,83 Prozent verzeichnen. Dieser ist im März 2020 in Thüringen angestiegen auf 8,69 Prozent“, sagt Kassensprecherin Wiebke Kottenkamp. Die Angaben beziehen sich auf knapp 18.500 Mitglieder in Thüringen. Laut Ifo-Institut war der Krankenstand aller Pflichtmitglieder der gesetzlichen Krankenkasse bundesweit im April mit rund 6,5 Prozent viel höher als der Durchschnitt der Aprilmonate der Jahre
1998 bis 2019, der 3,9 Prozent betrug. „Das dürfte sich über einen Rückgang der geleisteten Arbeitsstunden auf die Konjunktur im zweiten Quartal 2020 auswirken“, sagt Timo Wollmershäuser, Leiter der Ifo-Konjunkturforschung.
Prognosen und Erklärungen zur Entwicklung der Arbeitsunfähigkeiten infolge der Coronapandemie seien derzeit noch schwierig, sagt Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer. Aber: „Seit dem
20. März sind bei leichten Atemwegserkrankungen Krankschreibungen per Telefon möglich“, so die Kassenchefin.