Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
EU will Essen gesünder machen
Strategie für Umbau der Nahrungsmittelproduktion - Bauern protestieren
Brüssel. Grüne Revolution in Europa: Bis 2030 soll der Einsatz von Pestiziden auf dem Acker um die Hälfte gesenkt werden, auch die Verwendung von Antibiotika in der Tierhaltung soll bis Anfang des nächsten Jahrzehnts um 50 Prozent zurückgehen. Das sieht eine neue EU-Strategie zum umweltschonenden Umbau der Lebensmittelproduktion vor, die die EU-Kommission am Mittwoch vorgelegt hat.
Die Verwendung von Düngemitteln soll demnach um 20 Prozent sinken. „Diese Strategie kann unser Nahrungsmittelsystem mit der Gesundheit des Planeten versöhnen“, sagte Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans. Der neue Plan sei entscheidender Teil des „Green Deal“, mit dem die Kommission die gesamte Wirtschaft in Europa auf Klimaschutz und Ressourcenschonung ausrichten will. Produktion, Kauf und Konsum von Nahrungsmitteln sollten entsprechend verändert werden.
Christdemokraten plädierten für eine Verschiebung des gesamten Projekts
Zu den Zielen gehört es, den Anteil des Ökolandbaus auf 25 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche Europas zu erhöhen – das wäre dreimal so viel wie heute. Wichtiger Teil des Plans ist auch eine bessere Verbraucherinformation: Die Kommission möchte ein verpflichtendes Nährwertlogo auf allen Lebensmitteln schon innerhalb der nächsten zwei Jahre vorschreiben; Details dazu sind offen. Die Entscheidung über den Kon- sum liege immer beim Verbraucher, betonte Timmermans. Aber jeder sollte ausreichend Informationen zur Verfügung haben. Der Plan wur- de von Umweltverbänden begrüßt.
Der Präsident des deutschen und europäischen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, sprach dagegen von einem „Generalangriff auf die gesamte europäische Landwirtschaft“. Kritisch äußerten sich auch die Christdemokraten im EU-Parlament: Sie plädierten für eine Verschiebung des gesamten Projekts, weil die Bauern bereits durch die Corona-Krise schwer belastet seien, und kündigten umfassende Ände- rungsinitiativen im Parlament an.