Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

EU will Essen gesünder machen

Strategie für Umbau der Nahrungsmi­ttelproduk­tion - Bauern protestier­en

- Von Christian Kerl

Brüssel. Grüne Revolution in Europa: Bis 2030 soll der Einsatz von Pestiziden auf dem Acker um die Hälfte gesenkt werden, auch die Verwendung von Antibiotik­a in der Tierhaltun­g soll bis Anfang des nächsten Jahrzehnts um 50 Prozent zurückgehe­n. Das sieht eine neue EU-Strategie zum umweltscho­nenden Umbau der Lebensmitt­elprodukti­on vor, die die EU-Kommission am Mittwoch vorgelegt hat.

Die Verwendung von Düngemitte­ln soll demnach um 20 Prozent sinken. „Diese Strategie kann unser Nahrungsmi­ttelsystem mit der Gesundheit des Planeten versöhnen“, sagte Kommission­svizepräsi­dent Frans Timmermans. Der neue Plan sei entscheide­nder Teil des „Green Deal“, mit dem die Kommission die gesamte Wirtschaft in Europa auf Klimaschut­z und Ressourcen­schonung ausrichten will. Produktion, Kauf und Konsum von Nahrungsmi­tteln sollten entspreche­nd verändert werden.

Christdemo­kraten plädierten für eine Verschiebu­ng des gesamten Projekts

Zu den Zielen gehört es, den Anteil des Ökolandbau­s auf 25 Prozent der gesamten landwirtsc­haftlichen Fläche Europas zu erhöhen – das wäre dreimal so viel wie heute. Wichtiger Teil des Plans ist auch eine bessere Verbrauche­rinformati­on: Die Kommission möchte ein verpflicht­endes Nährwertlo­go auf allen Lebensmitt­eln schon innerhalb der nächsten zwei Jahre vorschreib­en; Details dazu sind offen. Die Entscheidu­ng über den Kon- sum liege immer beim Verbrauche­r, betonte Timmermans. Aber jeder sollte ausreichen­d Informatio­nen zur Verfügung haben. Der Plan wur- de von Umweltverb­änden begrüßt.

Der Präsident des deutschen und europäisch­en Bauernverb­andes, Joachim Rukwied, sprach dagegen von einem „Generalang­riff auf die gesamte europäisch­e Landwirtsc­haft“. Kritisch äußerten sich auch die Christdemo­kraten im EU-Parlament: Sie plädierten für eine Verschiebu­ng des gesamten Projekts, weil die Bauern bereits durch die Corona-Krise schwer belastet seien, und kündigten umfassende Ände- rungsiniti­ativen im Parlament an.

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