Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Frühling im Zuhause

- Iris Pelny im Krisenmodu­s

V iele Wünsche gehen derzeit in Erfüllung: Schritt für Schritt erledigt sich der Frühjahrsp­utz. Denn beispielsw­eise die Hauswirtsc­hafter der Lebenshilf­e sind mit „Flinken Händen“weiter zuverlässi­g zur Stelle: mit Desinfekti­onsmitteln, Mundschutz, Überzieher­n -und fröhlichen Gesprächen. Sie zeigen keine Angst, aber viel Umsicht, stehen für ein Stück Normalität. Die Mai-Geburtstag­skinder bekommen zum Karten- und Whatsapp-Gruß einen Brief. Familie L. bedauerte zwar den Wegfall des großen Treffens zum 90. Geburtstag. Aber es gab lustige Gratulatio­nen am Balkon im Hanseviert­el, Telefonate geben Zuwendung. Telefonier­en gehört derzeit zu den Tagesaufga­ben der Mitarbeite­r der WbG „Erfurt“, trotz geschlosse­ner Geschäftss­tellentüre­n. Lenken sie ab, verkürzen den teils einsamen Tag, stärken sie seelisch. Sie fragen hochbetagt­e Mieter nach dem Befinden. Dann drehen sich die Gespräche alsbald um weitere Lockerunge­n. Für die Nachbarsfa­milie mit Schulkind verständli­ch und zugleich beängstige­nd. Aber umfasst der Wunsch nach freier Gestaltung der durch die Krise ermöglicht­en familiären Frei-Zeit in Konsequenz auch die hochgeschä­tzte Freiheit bis zur eigenen Existenzab­sicherung, grübelt die Kriegsgene­ration. Oder ist die gewünschte Aufgabente­ilung: Verantwort­ung und Kosten obliegen dem Staat, die Freiheit – das Geld zu nutzen, aber die Anordnung zu unterlaufe­n – dem Bürger?Aber wem genügt schon ein Frühling nur im Zuhause? Derweil verweisen aktuelle Zahlen und Krankheits­verläufe weiterhin auf den Krisenmodu­s…

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