Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Frühling im Zuhause
V iele Wünsche gehen derzeit in Erfüllung: Schritt für Schritt erledigt sich der Frühjahrsputz. Denn beispielsweise die Hauswirtschafter der Lebenshilfe sind mit „Flinken Händen“weiter zuverlässig zur Stelle: mit Desinfektionsmitteln, Mundschutz, Überziehern -und fröhlichen Gesprächen. Sie zeigen keine Angst, aber viel Umsicht, stehen für ein Stück Normalität. Die Mai-Geburtstagskinder bekommen zum Karten- und Whatsapp-Gruß einen Brief. Familie L. bedauerte zwar den Wegfall des großen Treffens zum 90. Geburtstag. Aber es gab lustige Gratulationen am Balkon im Hanseviertel, Telefonate geben Zuwendung. Telefonieren gehört derzeit zu den Tagesaufgaben der Mitarbeiter der WbG „Erfurt“, trotz geschlossener Geschäftsstellentüren. Lenken sie ab, verkürzen den teils einsamen Tag, stärken sie seelisch. Sie fragen hochbetagte Mieter nach dem Befinden. Dann drehen sich die Gespräche alsbald um weitere Lockerungen. Für die Nachbarsfamilie mit Schulkind verständlich und zugleich beängstigend. Aber umfasst der Wunsch nach freier Gestaltung der durch die Krise ermöglichten familiären Frei-Zeit in Konsequenz auch die hochgeschätzte Freiheit bis zur eigenen Existenzabsicherung, grübelt die Kriegsgeneration. Oder ist die gewünschte Aufgabenteilung: Verantwortung und Kosten obliegen dem Staat, die Freiheit – das Geld zu nutzen, aber die Anordnung zu unterlaufen – dem Bürger?Aber wem genügt schon ein Frühling nur im Zuhause? Derweil verweisen aktuelle Zahlen und Krankheitsverläufe weiterhin auf den Krisenmodus…