Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Direkthilfe statt Kredite
Fraktionsübergreifend herrscht Einigkeit, dem Thüringer Spitzensport durch die Krise zu helfen. Geld soll in Form von Zuschüssen fließen. Ausschüsse beraten
Erfurt. Einen Teilerfolg können die Vereine der Initiative „Teamsport Thüringen“verbuchen. Im vereinten Drängen auf politische Unterstützung in der pandemiebedingt schwierigen und unkalkulierbaren Zeit ist der im Landtag eingebrachte Antrag, einen gesonderten Rettungsschirm für die Profisportvereine des Freistaates zu schaffen, in die Ausschüsse weitergeleitet worden. Im Finanzausschuss wird unter anderem am Montag darüber beraten, ehe es am 5. Juni zu einem Beschluss in der Plenarsitzung kommen könnte.
Chris Förster sieht sich im Verbund auf einem guten Weg. „Wir fühlen uns von der Landespolitik gut gehört. Sie hat unsere Probleme erkannt“, sagt der Geschäftsführer des FC Carl Zeiss Jena. Neben Teams wie Basketball-Zweiligist Science City Jena, den TischtennisBundesligisten Mühlhausen oder auch den Thüringer Volleyball-Erstligisten aus Suhl und Erfurt ist der Fußball-Drittligist Teil eines zwölf Teams umfassenden Bündnisses, das die Nöte des Thüringer Spitzensports infolge der Einschränkungen zur Sprache bringt. In ihrem Bemühen um Landeshilfe geht es darum, in der Zeit ohne Einnahmen und Wissen um einen Wiedereinstieg Risiken zu minimieren, den Fortbestand zu sichern und Lizenzauflagen zu erfüllen. Es ginge „um das, was uns wegbricht“, sagt Förster und hebt die verbindende Notlage aller Top-Vereine in Thüringen aufgrund des gestoppten Spielbetriebes hervor.
„Der Thüringer Spitzensport ist aufgrund der Corona-Pandemie und damit verbundener Einnahmeausfälle bei Eintritts- und Fernsehgeldern sowie Sponsoring in seiner Existenz bedroht“, unterstreicht der sportliche Sprecher der CDUFraktion, Thadäus König. Er begründet damit auch den CDU-Antrag, aus dem Sondervermögen der Corona-Soforthilfe breite Unterstützung zu leisten.
Fraktionsübergreifend sind sich die Parteien einig, dass der Thüringer Spitzensport viel Geld benötigt, die Durststrecke bis zu Spielen vor Publikum und wieder erlaubten Großveranstaltungen zu überstehen. Sieben Millionen Euro sollen dafür laut Antrag der CDU-Fraktion bereitgestellt werden. Rot-RotGrün avisierte, sechs Millionen Euro zu veranschlagen.
Eine Erhöhung würde die LinkeFraktion mittragen. „Wenn es eine Million mehr wird, bin ich nicht böse“, sagte Knut Korschewsky. Der sportpolitische Sprecher der Linke positioniert sich für eine Ausreichung der Mittel von sämtlichen betroffenen Klubs von Basketball, über Fußball bis Volleyball – und in Form von einer nicht zurückzuzahlenden Direkthilfe. Nach Vorstellung der CDU könnten auch Vereine mit Bundeskader-Athleten wie etwa Leichtathletik oder Schwimmen davon partizipieren.
„Es wird aber keine Hilfe geben, die einfach darüber gestreut wird“, erklärt Korschewsky. Er knüpft die Unterstützung an konkrete Kriterien, die das Sportministerium in Zusammenarbeit mit dem Landessportbund erarbeiten solle, und an die unterschiedlichen Bedarfe.
Von Darlehen abzusehen, die in einem ersten Entwurf vor Wochen diskutiert worden sind, beabsichtigen auch die Christdemokraten. Hohe Kredite könnten die Vereine nicht mehr zurückzahlen, so der Tenor der CDU-Fraktion.
Zu Beginn der Debatte ist über das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport in dem Sondervermögen neben einem Hilfsfonds für gemeinnützige Vereine (15 Millionen Euro) bereits sechs Millionen Euro zur Unterstützung des Thüringer Profisports in Aussicht gestellt worden. Durch eine Reihe offener Fragen kam es im Landtag jedoch zunächst zu keiner Beschlussfassung. Das könnte Anfang Juni nun der Fall sein.
„Die Landespolitik hat unsere Probleme erkannt“Chris Förster Geschäftsführer des FC Carl Zeiss Jena