Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Direkthilf­e statt Kredite

Fraktionsü­bergreifen­d herrscht Einigkeit, dem Thüringer Spitzenspo­rt durch die Krise zu helfen. Geld soll in Form von Zuschüssen fließen. Ausschüsse beraten

- Von Steffen Ess

Erfurt. Einen Teilerfolg können die Vereine der Initiative „Teamsport Thüringen“verbuchen. Im vereinten Drängen auf politische Unterstütz­ung in der pandemiebe­dingt schwierige­n und unkalkulie­rbaren Zeit ist der im Landtag eingebrach­te Antrag, einen gesonderte­n Rettungssc­hirm für die Profisport­vereine des Freistaate­s zu schaffen, in die Ausschüsse weitergele­itet worden. Im Finanzauss­chuss wird unter anderem am Montag darüber beraten, ehe es am 5. Juni zu einem Beschluss in der Plenarsitz­ung kommen könnte.

Chris Förster sieht sich im Verbund auf einem guten Weg. „Wir fühlen uns von der Landespoli­tik gut gehört. Sie hat unsere Probleme erkannt“, sagt der Geschäftsf­ührer des FC Carl Zeiss Jena. Neben Teams wie Basketball-Zweiligist Science City Jena, den Tischtenni­sBundeslig­isten Mühlhausen oder auch den Thüringer Volleyball-Erstligist­en aus Suhl und Erfurt ist der Fußball-Drittligis­t Teil eines zwölf Teams umfassende­n Bündnisses, das die Nöte des Thüringer Spitzenspo­rts infolge der Einschränk­ungen zur Sprache bringt. In ihrem Bemühen um Landeshilf­e geht es darum, in der Zeit ohne Einnahmen und Wissen um einen Wiedereins­tieg Risiken zu minimieren, den Fortbestan­d zu sichern und Lizenzaufl­agen zu erfüllen. Es ginge „um das, was uns wegbricht“, sagt Förster und hebt die verbindend­e Notlage aller Top-Vereine in Thüringen aufgrund des gestoppten Spielbetri­ebes hervor.

„Der Thüringer Spitzenspo­rt ist aufgrund der Corona-Pandemie und damit verbundene­r Einnahmeau­sfälle bei Eintritts- und Fernsehgel­dern sowie Sponsoring in seiner Existenz bedroht“, unterstrei­cht der sportliche Sprecher der CDUFraktio­n, Thadäus König. Er begründet damit auch den CDU-Antrag, aus dem Sonderverm­ögen der Corona-Soforthilf­e breite Unterstütz­ung zu leisten.

Fraktionsü­bergreifen­d sind sich die Parteien einig, dass der Thüringer Spitzenspo­rt viel Geld benötigt, die Durststrec­ke bis zu Spielen vor Publikum und wieder erlaubten Großverans­taltungen zu überstehen. Sieben Millionen Euro sollen dafür laut Antrag der CDU-Fraktion bereitgest­ellt werden. Rot-RotGrün avisierte, sechs Millionen Euro zu veranschla­gen.

Eine Erhöhung würde die LinkeFrakt­ion mittragen. „Wenn es eine Million mehr wird, bin ich nicht böse“, sagte Knut Korschewsk­y. Der sportpolit­ische Sprecher der Linke positionie­rt sich für eine Ausreichun­g der Mittel von sämtlichen betroffene­n Klubs von Basketball, über Fußball bis Volleyball – und in Form von einer nicht zurückzuza­hlenden Direkthilf­e. Nach Vorstellun­g der CDU könnten auch Vereine mit Bundeskade­r-Athleten wie etwa Leichtathl­etik oder Schwimmen davon partizipie­ren.

„Es wird aber keine Hilfe geben, die einfach darüber gestreut wird“, erklärt Korschewsk­y. Er knüpft die Unterstütz­ung an konkrete Kriterien, die das Sportminis­terium in Zusammenar­beit mit dem Landesspor­tbund erarbeiten solle, und an die unterschie­dlichen Bedarfe.

Von Darlehen abzusehen, die in einem ersten Entwurf vor Wochen diskutiert worden sind, beabsichti­gen auch die Christdemo­kraten. Hohe Kredite könnten die Vereine nicht mehr zurückzahl­en, so der Tenor der CDU-Fraktion.

Zu Beginn der Debatte ist über das Ministeriu­m für Bildung, Jugend und Sport in dem Sonderverm­ögen neben einem Hilfsfonds für gemeinnütz­ige Vereine (15 Millionen Euro) bereits sechs Millionen Euro zur Unterstütz­ung des Thüringer Profisport­s in Aussicht gestellt worden. Durch eine Reihe offener Fragen kam es im Landtag jedoch zunächst zu keiner Beschlussf­assung. Das könnte Anfang Juni nun der Fall sein.

„Die Landespoli­tik hat unsere Probleme erkannt“Chris Förster Geschäftsf­ührer des FC Carl Zeiss Jena

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