Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Einmaliger Triumph

Vor 40 Jahren gewinnt Frankfurt den Uefa-Cup. Trauriges Schicksal ereilt Pokal-Helden

- Von Eric Dobias

Frankfurt/Main. Zum 40-jährigen Jubiläum des größten internatio­nalen Triumphes von Eintracht Frankfurt ist Bundesliga-Rekordspie­ler KarlHeinz Körbel sogar unter die Sprayer gegangen. Unter ein von den Eintracht-Fans in der Main-Metropole gestaltete­s Hauswandbi­ld, auf dem die Vereinsleg­ende euphorisch den Uefa-Pokal über dem Kopf schwenkt, hat der 65-Jährige unlängst höchstpers­önlich seinen Namenszug gesprüht.

Auch wenn die geplante Jubiläumsp­arty wegen der Corona-Krise ausfallen muss, sind Körbels Erinnerung­en an den 21. Mai 1980, als die Hessen dank eines 1:0-Sieges im Finalrücks­piel gegen Borussia Mönchengla­dbach zum ersten und einzigen Mal den Uefa-Cup gewannen, auch 40 Jahre danach noch sehr präsent. „Das war einer der wichtigste­n Siege für Eintracht Frankfurt und einer der größten Titel in der Vereinsges­chichte. In dieses Spiel haben wir alles reingelegt“, erzählte Körbel unlängst im TVSender Sky.

Das Hinspiel auf dem Bökelberg hatte die Eintracht 2:3 verloren. In der Zweitaufla­ge mussten die knapp 60.000 Fans im Frankfurte­r Waldstadio­n lange bangen. Erst in der 81. Minute erzielte Joker Fred Schaub, der von Trainer Friedel Rausch kurz zuvor eingewechs­elt worden war, das umjubelte Siegtor.

Der damals 19-Jährige wurde damit zum Pokal-Helden für eine

Nacht – eine große Karriere blieb ihm versagt. „Ich bin an diesem Tor gescheiter­t“, sagte Schaub später einmal im Rückblick. Am 11. April 2003 starb der in allen Fußball-Geschichts­büchern verewigte Stürmer, der in der Bundesliga noch für

Borussia Dortmund und Hannover 96 spielte, mit nur 42 Jahren bei einem Autounfall. Sein damals achtjährig­er Sohn Louis überlebte verletzt auf dem Rücksitz – und spielt heute als Leihgabe des 1. FC Köln für den HSV in der 2. Liga.

Im Mittelpunk­t an jenem 21. Mai vor 40 Jahren stand aber noch ein anderer Profi, der gar nicht mitspielte: Jürgen Grabowski. Die Eintracht-Legende war zwei Monate zuvor im Bundesliga­duell mit der Borussia so schwer von Lothar Matthäus gefoult worden, dass er die Endspiele verpasste und sogar seine Karriere vorzeitig beenden musste.

Die Frankfurte­r zogen daraus eine zusätzlich­e Motivation. „Das spielte eine riesige Rolle“, sagte Körbel im Kicker. „Grabi war unser Kapitän und Leithammel. Wir wollten für unseren Kapitän alles reinlegen, damit er in Frankfurt den Pokal als Erster dem Publikum zeigen kann, auch wenn er nicht spielte.“

Pokal war verschwund­en

Eine zünftige Feier gab es nach dem Triumph nicht. „Das war fast beiläufig. Das Spiel fand unter der Woche statt, am Wochenende ging schon der Bundesliga-Alltag weiter. Es gab etwas zu essen, die Frauen kamen, und das war's. Wir konnten das gar nicht richtig genießen“, berichtete Körbel. „Der Pokal war auch noch verschwund­en, den hatte Holz mit nach Hause genommen.“

Auch deshalb will er die „Jungs“wie Bernd Hölzenbein (Spitzname Holz), Horst Ehrmanntra­ut, Ronny Borchers, Bum-Kun Cha oder Grabowski nach der Corona-Krise zu einer Feier zusammenho­len. Dann werden die Erinnerung­en wieder aufleben – an den Triumph, aber auch an den tödlich verunglück­ten Pokal-Helden Schaub.

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FOTO: JÖRG SCHMITT / DPA Karl-Heinz Körbel hält den Pokal in den Händen

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