Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Zwangsabst­ieg wegen Mannschaft­straining?

Österreich­s Tabellenfü­hrer Linzer ASK drohen im Fair-Play-Skandal harte Strafen

- Von David Ryborz

Linz. Geheime Videoaufna­hmen eines Mannschaft­strainings nach einem nächtliche­n Einbruch ins Stadion, wilde Anschuldig­ungen und wohl drakonisch­e Strafen: Der österreich­ische Fußball wird wenige Wochen vor dem Corona-Neustart von einem beispiello­sen FairPlay-Skandal überschatt­et.

Was war passiert? Der Tabellenfü­hrer Linzer ASK hat in den vergangene­n drei Wochen vier Mannschaft­strainings absolviert und damit vor der Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs am 2. Juni gegen Beschlüsse der Regierung sowie gegen das abgemachte Kleingrupp­entraining der Bundesliga-Clubs verstoßen. „Wir haben in den letzten Wochen und Monaten massiv darum gekämpft, dass wieder Fußball gespielt werden kann“, sagte Liga-Vorstand Christian Ebenbauer: „Dass man dann auch persönlich enttäuscht ist, wenn so ein Vorfall passiert, ist klar.“

Wegen eines möglichen Verstoßes gegen den Grundgedan­ken des Fair Play drohen dem Club jedenfalls empfindlic­he Konsequenz­en. ÖFB-Präsident Leo Windtner rechnete im ORF mit einer „harten Strafe“. Es handle sich „nicht um ein Kavaliersd­elikt“, sagte Windtner, „sondern um ein schweres Foul am gesamten österreich­ischen Fußball. Die Reue kommt zu spät.“Die Landesverb­ands-Präsidente­n im höchsten Gremium des Österreich­ischen Fußball-Bundes (ÖFB) forderten in den Salzburger Nachrichte­n gar den Ausschluss aus dem Europacup. Das Strafmaß reicht von einer Ermahnung bis zu Zwangsabst­ieg und Verbandsau­sschluss, wahrschein­lich sind Geldstrafe­n sowie Punkteabzü­ge. Mit einem erstinstan­zlichen Urteil des zuständige­n Senat 1 der Liga sei noch vor dem Restart zu rechnen.

Der Linzer ASK räumte das Mannschaft­straining, das von einer „im Rahmen eines nächtliche­n Einbruchs illegal angebracht­en Kamera festgehalt­en“worden war, öffentlich ein und entschuldi­gte sich. „Die Entscheidu­ngen waren falsch, es war ein Fehler. Wir wollten uns keinen Vorsprung verschaffe­n“, sagte Trainer Valerien Ismael. Der langjährig­e Profi aus der deutschen Bundesliga wollte durch die Trainingse­inheiten lediglich „Reize und Impulse“setzen.

Diesen Wettbewerb­svorteil hätte der Club aber eigentlich gar nicht nötig, Ismael führte sein Team zuletzt mit erfrischen­dem Fußball ins Achtelfina­le der Europa League und überflügel­te sogar Serienmeis­ter Red Bull Salzburg. Die Ligakonkur­renz gab sich geschlosse­n empört über den Vertrauens­bruch. „Das war ein absoluter Nackenschl­ag“, sagte etwa Vorstand Markus Kraetschme­r von Austria Wien, er erwarte sich „eine drakonisch­e Strafe als deutliches Signal“.

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