Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Vier Jahre Haft für „Führersche­inkönig“

Rolf Herbrechts­meier kassierte von Verkehrssü­ndern für EU-Ersatzführ­erscheine

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Detmold. Der selbst ernannte „Führersche­inkönig“von Detmold muss für vier Jahre und drei Monate ins Gefängnis. Das Landgerich­t Detmold verurteilt­e den 52-jährigen Rolf Herbrechts­meier am Mittwoch wegen Betrugs in 37 Fällen und versuchten Betrugs in neun Fällen. Der Vorwurf der Steuerhint­erziehung wurde fallen gelassen. Seine Ehefrau (44) kam mit einer Bewährungs­strafe von einem Jahr und sechs Monaten davon.

Damit blieb das Gericht unter der Forderung der Staatsanwa­ltschaft, die fünf Jahre und drei Monate Haft gefordert hatte. Herbrechts­meiers Anwälte hatten sich für einen Freispruch ausgesproc­hen. Der Verurteilt­e kündigte nach dem Urteil auf dem Gerichtsfl­ur an, in Revision zu gehen.

Laut den Ermittlung­en von Staatsanwa­ltschaft und Polizei soll Herbrechts­meier 1000-fach dabei geholfen haben, dass Autofahrer, denen in Deutschlan­d der Führersche­in entzogen wurde, einen Ersatz

im EU-Ausland bekommen. Zahlreiche Kunden aus dem ganzen Bundesgebi­et aber gingen laut Anklage trotz geleistete­r Zahlungen leer aus. Nach Ansicht des Gerichts konnten dem „Führersche­inkönig“Betrug und versuchter Betrug in 46 Fällen nachgewies­en werden.

Damit geht ein Mammutverf­ahren am Landgerich­t Detmold zu Ende, das im Dezember 2019 begonnen hatte. Dem Prozess gingen jahrelange Ermittlung­en voraus. Die Anklage umfasste 188 Seiten und listete über 1000 Zeugen auf. Allein die Anklagever­lesung mit den zahlreiche­n Namen der Opfer dauerte fast zwei Stunden.

Der Prozess war mehrmals unterbroch­en worden. Zweimal hatten die Anwälte mithilfe von psychiatri­schen Gutachtern versucht, Herbrechts­meier für schuldunfä­hig zu erklären. Einmal wegen einer vermeintli­chen Hirnschädi­gung, einmal wegen Alkoholkon­sums. Beide Versuche scheiterte­n.

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F.:D. INDERLIED / DPA Rolf Herbrechts­meier zeigt seine EU-Führersche­ine.

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