Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Ramadan in Zeiten von Corona

Für Muslime in Thüringen endet am Wochenende die Fastenzeit

- Von Elena Rauch

Weimar/Erfurt. Für die Muslime in Thüringen endet am Wochenende der Ramadan. Eine spirituell­e Zeit, in der viel gebetet und im Koran gelesen wird, in der aber auch das Miteinande­r besonders wichtig ist, wie Mustafa Saad vom Verein Kulturbrüc­ke Palästina in Weimar erklärt. Man lädt sich beim Fastenbrec­hen nach Sonnenunte­rgang gegenseiti­g zum Essen ein, redet, die Kinder freuen sich über Süßigkeite­n. Das haben die Muslime in diesem Jahr schmerzlic­h vermisst.

Die Beschränku­ngen des Lockdowns trafen vor allem Familien, weiß er. Viele leben in kleinen Wohnungen, haben keinen Garten, in den sie ausweichen konnten. Vor allem hätten die geschlosse­nen Schulen vielen Sorge bereitet, so Mohamed Kahn, Sprecher des Internatio­nalen

islamische­n Kulturzent­rums Erfurter Moschee. Unter den Muslimen sind viele Flüchtling­e mit Lücken in der deutschen Sprache. Die Hilfe beim Fernunterr­icht ihrer Kinder ist für Eltern dann sehr schwierig. „Sie fragen sich jetzt, mit welchen Lernlücken die Kinder in die Schulen zurückkomm­en und wer ihnen hilft, sie zu schließen“, so Kahn.

Mustafa Saad sieht aber auch einen positiven Effekt: Durch das erzwungene Homeschool­ing hätten sich viele Eltern intensiver mit der deutschen Sprache befassen müssen. Allerdings sorgt er sich jetzt, dass behutsame Kontakte, die Familien mit deutschen Nachbarn geknüpft haben, den wochenlang­en Beschränku­ngen zum Opfer fallen könnten. „Wir ermuntern, auch von sich aus Initiative zu ergreifen, damit das nicht verloren geht.“

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