Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
An den Rand gedrängt
L iebe Leserinnen, liebe Leser!
In diesen Corona-Tagen fällt auf, wie schnell überholte Geschlechterstereotype zementiert werden sollen. Eine ganze Reihe von Frauen aus unterschiedlichen Berufen, Herkunftsgebieten und privaten Umfeldern halten diese Manöver für durchsichtig und in hohem Maße für kritikwürdig.
Natürlich muss jeder und jede bei sich selbst anfangen. Es ist schon bemerkenswert, dass etwa in der Wissenschaft viele Männer die Zeit der Einschränkungen vor allem zum Verfassen wissenschaftlicher Beiträge nutzen konnten, während von Wissenschaftlerinnen eher zu lesen war, wie sie neben Homeoffice Haushalt und Kinder stemmen. Da ist dann keine Zeit mehr für Extra-Aufsätze …
Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass die meisten Kinder nicht nur eine sorgende Mutter sondern auch einen sorgenden Vater haben, fragt sich umso mehr, woher diese Unwucht in den Beziehungen kommt. Von Partnerschaft möchte ich in diesem Zusammenhang nicht sprechen, weil jemand, der sein Gegenüber in schwierigen Lebenssituationen übervorteilt, ja kein Partner auf Augenhöhe im eigentlichen Sinne sein kann.
Viele Frauen aus allen Berufszweigen fühlten sich jetzt wieder wie einst ihre berufstätigen Mütter und Großmütter, an denen auch die meiste Arbeit im trauten Heim hängen blieb. Jana Hensel von der „Zeit“hat in diesem Zusammenhang einen interessanten offenen Brief an Vielleicht-Kanzler Markus Söder geschrieben, der in Emanzipationsfragen altbacken rüberkam. Die „Zeit“hat auch die Frage beantwortet, wie man Menschen nennt, die wegen ihres Geschlechtes im Arbeitsleben begünstigt werden: Ganz wenige dieser Menschen sind Quotenfrauen, fast alle dagegen sind einfach nur Männer, die die Lage ohne Quote für sich über Gebühr nutzen. Ob das so richtig ist, darüber lässt sich trefflich streiten …
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