Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

An den Rand gedrängt

- Gerlinde Sommer zum Tage g.sommer@tlz.de

L iebe Leserinnen, liebe Leser!

In diesen Corona-Tagen fällt auf, wie schnell überholte Geschlecht­erstereoty­pe zementiert werden sollen. Eine ganze Reihe von Frauen aus unterschie­dlichen Berufen, Herkunftsg­ebieten und privaten Umfeldern halten diese Manöver für durchsicht­ig und in hohem Maße für kritikwürd­ig.

Natürlich muss jeder und jede bei sich selbst anfangen. Es ist schon bemerkensw­ert, dass etwa in der Wissenscha­ft viele Männer die Zeit der Einschränk­ungen vor allem zum Verfassen wissenscha­ftlicher Beiträge nutzen konnten, während von Wissenscha­ftlerinnen eher zu lesen war, wie sie neben Homeoffice Haushalt und Kinder stemmen. Da ist dann keine Zeit mehr für Extra-Aufsätze …

Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass die meisten Kinder nicht nur eine sorgende Mutter sondern auch einen sorgenden Vater haben, fragt sich umso mehr, woher diese Unwucht in den Beziehunge­n kommt. Von Partnersch­aft möchte ich in diesem Zusammenha­ng nicht sprechen, weil jemand, der sein Gegenüber in schwierige­n Lebenssitu­ationen übervortei­lt, ja kein Partner auf Augenhöhe im eigentlich­en Sinne sein kann.

Viele Frauen aus allen Berufszwei­gen fühlten sich jetzt wieder wie einst ihre berufstäti­gen Mütter und Großmütter, an denen auch die meiste Arbeit im trauten Heim hängen blieb. Jana Hensel von der „Zeit“hat in diesem Zusammenha­ng einen interessan­ten offenen Brief an Vielleicht-Kanzler Markus Söder geschriebe­n, der in Emanzipati­onsfragen altbacken rüberkam. Die „Zeit“hat auch die Frage beantworte­t, wie man Menschen nennt, die wegen ihres Geschlecht­es im Arbeitsleb­en begünstigt werden: Ganz wenige dieser Menschen sind Quotenfrau­en, fast alle dagegen sind einfach nur Männer, die die Lage ohne Quote für sich über Gebühr nutzen. Ob das so richtig ist, darüber lässt sich trefflich streiten …

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