Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Nix mit Maske...
I n Thüringen sollen die CoronaBeschränkungen im kommenden Monat weitgehend aufgehoben werden. Ministerpräsident Bodo Ramelow ist der Überzeugung, dass die umfangreichen Maßnahmen Wirkung gezeigt haben. Deshalb wird er seinen Ministern am kommenden Dienstag seinen Fahrplan für das Ende des Lockdowns vorschlagen. Ramelow, der alte Gewerkschafter, ist viel zu sehr Kaufmann, als dass er nicht auch die Nöte der Unternehmen und kleinen Mittelständler im Blick hätte. Und er ist umsichtig genug, zu wissen, wie viel menschliches Leid die Corona-Verordnungen mit sich gebracht haben.
In einer Ausnahmesituation, die es so noch nicht gegeben hat, hat er sicherlich nicht alles richtig gemacht. Und an seiner Politik mag auch so manches kritikwürdig sein. Aber bislang ist der Freistaat mit ihm an der Spitze vergleichsweise gut durch die Krise gekommen.
Möchte sich vielleicht jemand vorstellen, wie das Corona-Management unter Ramelows Vorgänger Thomas Kemmerich verlaufen wäre, der ohne Minister regierte?
Gleichwohl, die ewigen Lautsprecher, die sich über den Eingriff in ihre grundgesetzlich verbrieften Freiheitsrechte beschweren sind in einer Demokratie vollkommen legitim.
In den eben doch nicht immer so sozialen Medien stießen wir jüngst auf einen Eintrag, in dem es darum ging, dass „die doofen Deutschen“aus Angst nun wirklich alles mit sich machen lassen. Ganz anders seien die Holländer. Den Feiertag ausnutzend, hatte sich die Familie für die Flucht zu den Nachbarn im Westen entschieden, ging aus dem Eintrag hervor. Und dort an der
Nordsee war offenbar alles, wie man es sich wünscht: Nix mit Maske und Abstand.
Es gibt Menschen, die können solche Wortmeldungen nur schwer ertragen. Andere Debatten wiederum haben einen gewissen Unterhaltungswert.
Himmelfahrt hat auch uns bekannte Whatsapp-Kommunikationen zur Hochform auflaufen lassen. Da war als Erstes die Diskussion, ob man sich überhaupt treffen solle. Jemand fragte sogar, ob nicht sogar vorher schon was gehe: „Und wenn es auch illegal ist wie zu Zeiten der Prohibition!“
Die ersten Reaktionen waren diese gelben Gesichter. Entweder lachend, mit Sonnenbrille oder Mund-Nasen-Bedeckung.
Als Nächstes tauchte die Frage auf: „Mit oder ohne Schnutenpulli?“Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Mit Maske und zusätzlich Turnschuhen „Falls wir vor der Merkelhorde fliehen müssen.“
Klar, ein Foto des „Bollerwagensimulators 2020 – Indoor Edition“durfte ebenfalls nicht fehlen.
Es folgte eine Reihe von Zusagen. Dann ein paar Absagen. Und schließlich die Idee, sich bei einem Waidmann ins Jagdzimmer zu setzen, „um dort ein paar oder auch viele Bierchen zu trinken“.
Das Ende vom Lied war, dass in diesem Jahr der gemeinsame Ausflug gänzlich abgeblasen wurde.
Wer wollte und durfte, hat sich ausnahmsweise im Kreise der Familie ein wenig was hinter die Binde gekippt.
2021 aber, dann geht es wieder rund. Versprochen. Apropos, versprochen. Wahlen sind dann ja auch. Fragt sich nur wann.
Landeskorrespondent Elmar Otto erreiche Sie unter e.otto@tlz.de