Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
„Wir tun das Mögliche, um Menschen zu erreichen“
Ex-Ministerpräsidentin Lieberknecht trifft im Evangelischen Kirchenkreis Erfurt auf Widerspruch
Erfurt. Auf Widerspruch im Kirchenkreis Erfurt trifft Christine Lieberknecht: Thüringens einstige Ministerpräsidentin hatte im Interview behauptet, dass die Kirche ihre Gotteshäuser geschlossen habe „und Hunderttausende allein gelassen. Kranke, Einsame, Alte, Sterbende“. Dazu erklärt Senior Matthias Rein im Namen der Leitung des Evangelischen Kirchenkreises Erfurt, dass während der Zeit des Verbots öffentlicher Veranstaltungen in Erfurt die evangelischen Kirchen in der Innenstadt täglich geöffnet waren. Auch viele Dorfkirchen hätten sonntags ihre Türen geöffnet, sogar weit mehr als sonst.
„Seelsorgerinnen und Seelsorger standen als Ansprechpartner bereit. Vielfach erklang Orgelmusik. Dieses Angebot nutzten viele Menschen, um in den Kirchen Ruhe zu finden, stille Andacht zu halten und ein Seelsorgegespräch zu führen“, so Rein. Auch die Gemeindebüros arbeiteten normal. Pfarrerinnen und Pfarrer hielten engen Kontakt zu den
Gemeindegliedern über Telefon, Briefe, E-Mails und soziale Medien.
„Für die Sterbenden, die Familien wie für die Seelsorgerinnen und Seelsorger war es schwer auszuhalten, dass Besuche kaum möglich waren und Beerdigungen nur im sehr engen Kreis stattfanden“, sagt Rein. Haupt– und Ehrenamtliche aber seien durchgängig in der Klinik-, Telefon- und Notfallseelsorge erreichbar und aktiv tätig gewesen.
Auch am Gedenktag der Gewalttat am Erfurter Gutenberg-Gymnasium
fanden zwei Gottesdienste in der Andreasgemeinde statt und war die Kirche durchgängig für das Gedenken und die Seelsorge-Betreuung geöffnet. „Wir danken den Seelsorgerinnen und Seelsorgern und den Verantwortlichen in den Kirchengemeinden für ihren großen Einsatz und ihre Flexibilität in den letzten Wochen. Aktive Seelsorge ist und bleibt die Muttersprache des Evangeliums und der Kirche. Wir tun das Mögliche, um Menschen zu erreichen und zu helfen“, so Rein.