Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Allein mit dem Echo
E s ist die Frage, die derzeit alle Sportfunktionäre, Vereinsvorsitzende und Trainer umtreibt: Wer steht wieder auf der Matte, wenn die Corona-Pause vorbei ist? Auch im Sport ist nicht absehbar, welche Auswirkungen die Krise hat. Während die einen hoffen, dass ihre Sportler darauf brennen, wieder mit ihren Vereinskameraden Sport zu treiben, fürchten die anderen, dass sich viele in der eigenen Bequemlichkeit häuslich eingerichtet haben und den inneren Schweinehund nicht mehr überwinden wollen. Oder auch andere Sorgen haben, als den Weg zu ihrem Sportverein zu finden.
Wenn man in den vergangenen Wochen spazieren war, hat man sie immer wieder gesehen: die einsamen Jogger im Wald, allein mit sich und ihrem Echo. Die Radfahrer in ihren schicken Vereinstrikots, die sich mit schmalen Reifen durch die nicht gerade fahrradfreundlichen Erfurter Straßen kämpften. Ihren entschlossenen Mienen war anzusehen: So etwas wie einen inneren Schweinehund kennen wir nicht – und wenn, dann macht es uns Spaß, ihn zu überwinden!
Insofern bin ich optimistisch, dass sich die Sportvereine nicht allzu große Sorgen um ihre Mitgliederzahlen machen brauchen. Viele Sportler haben gezeigt, dass sie in der Corona-Pause keineswegs die Beine hochlegen. Auch wenn es ungleich schwerer fällt, sich ohne die Vereinskameraden, ohne anstehende Wettkämpfe, fernab der Sportanlagen und kritischen Traineraugen entsprechend zu motivieren.
Als Hobbysportler kann man sich schon daran gewöhnen, mehr Zeit für die Familie zu haben und keine anstrengenden Laufeinheiten absolvieren zu müssen. Aber das Drumherum – die flapsigen Sprüche in der Umkleidekabine, das Bierchen danach, gemeinsam gegen den Ball zu treten, einfach das Vereinsleben – fehlt dann doch. Und auch der aktuelle Sport, über den man berichten kann.
Wird Zeit, dass es wieder losgeht!