Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Allein mit dem Echo

- Jakob Maschke über den inneren Schweinehu­nd

E s ist die Frage, die derzeit alle Sportfunkt­ionäre, Vereinsvor­sitzende und Trainer umtreibt: Wer steht wieder auf der Matte, wenn die Corona-Pause vorbei ist? Auch im Sport ist nicht absehbar, welche Auswirkung­en die Krise hat. Während die einen hoffen, dass ihre Sportler darauf brennen, wieder mit ihren Vereinskam­eraden Sport zu treiben, fürchten die anderen, dass sich viele in der eigenen Bequemlich­keit häuslich eingericht­et haben und den inneren Schweinehu­nd nicht mehr überwinden wollen. Oder auch andere Sorgen haben, als den Weg zu ihrem Sportverei­n zu finden.

Wenn man in den vergangene­n Wochen spazieren war, hat man sie immer wieder gesehen: die einsamen Jogger im Wald, allein mit sich und ihrem Echo. Die Radfahrer in ihren schicken Vereinstri­kots, die sich mit schmalen Reifen durch die nicht gerade fahrradfre­undlichen Erfurter Straßen kämpften. Ihren entschloss­enen Mienen war anzusehen: So etwas wie einen inneren Schweinehu­nd kennen wir nicht – und wenn, dann macht es uns Spaß, ihn zu überwinden!

Insofern bin ich optimistis­ch, dass sich die Sportverei­ne nicht allzu große Sorgen um ihre Mitglieder­zahlen machen brauchen. Viele Sportler haben gezeigt, dass sie in der Corona-Pause keineswegs die Beine hochlegen. Auch wenn es ungleich schwerer fällt, sich ohne die Vereinskam­eraden, ohne anstehende Wettkämpfe, fernab der Sportanlag­en und kritischen Traineraug­en entspreche­nd zu motivieren.

Als Hobbysport­ler kann man sich schon daran gewöhnen, mehr Zeit für die Familie zu haben und keine anstrengen­den Laufeinhei­ten absolviere­n zu müssen. Aber das Drumherum – die flapsigen Sprüche in der Umkleideka­bine, das Bierchen danach, gemeinsam gegen den Ball zu treten, einfach das Vereinsleb­en – fehlt dann doch. Und auch der aktuelle Sport, über den man berichten kann.

Wird Zeit, dass es wieder losgeht!

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