Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Begrüßunge­n

in anderen Ländern

- Von Teresa Schomburg

1 Begrüßungs­rituale sind kulturell verschiede­n. Aber gibt es auch Gemeinsamk­eiten?

Prinzipiel­l lässt sich sagen, dass sich in Begrüßungs­ritualen religiöse, kulturelle, soziale und politische Aspekte einer Gesellscha­ft wiederfind­en, die über Jahrhunder­te gewachsen sind. In vielen Kulturen wurden etwa durch die Begrüßung Hierarchie­n sichtbar gemacht. So wurden klare Regeln definiert, die ihre Spuren hinterlass­en haben. Eine Gemeinsamk­eit besteht darin, dass es Körperteil­e gibt, die, je nach Vertrauthe­it, berührt werden dürfen, nämlich die Hand, die Schulter und die Wange, wohingegen andere tabu sind.

2 Gibt es Kulturen, die schon immer körperlich­en Kontakt unter Fremden strikt vermieden haben?

Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworte­n, weil es in vielen Kulturen Zeiten gab, in denen körperlich­er Kontakt stark eingeschrä­nkt oder nur zwischen Mitglieder­n einer sozialen Gruppe erlaubt war; man denke etwa an strikte höfische Zeremoniel­le. Was man aber beobachten kann, ist, dass es ein unterschie­dliches Empfinden von Nähe und Distanz gibt. Japan ist das bekanntest­e Beispiel für Distanz-Halten. Das ausgeklüge­lte Begrüßungs­system sieht körperlich­en Kontakt nicht vor. Stattdesse­n wird durch eine Verbeugung die Achtung vor dem anderen ausgedrück­t.

3 Viele Menschen sind unsicher, wie sie sich nun begrüßen sollen. Wie lautet Ihr Ratschlag?

Ich glaube nicht, dass sich Elemente einer anderen Kultur einfach so übernehmen lassen. Eine Verbeugung mit gefalteten Händen etwa wird wohl trotz der schönen Symbolik eigenartig wirken. Wichtig finde ich, den Grundgedan­ken von Begrüßung nicht aus den Augen zu verlieren, nämlich Wertschätz­ung und Wiedererke­nnen vermitteln, etwa durch ein ehrliches Lächeln.

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FOTO: SARAH WEISS Birgit Bauer, Geschäftsf­ührerin Bildungsra­um, Biologin (Schwerpunk­t Neurobiolo­gie).

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