Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Tourismushochburg Oberhof leidet
Antragsflut wegen Steuerstundungen. Vorbereitung für WM 2023 noch im Plan
Oberhof. Obwohl die Mehrzahl der Hotels, Restaurants und Geschäfte in Oberhof wieder geöffnet hat, spricht Bürgermeister Thomas Schulz (parteilos) von einem „immensen Schaden“als Folge der Corona-Krise für seine 1600-Einwohner-Gemeinde. „Wir leben schließlich fast zu einhundert Prozent vom Tourismus“, sagt er. So würden aktuell rund 300.000 Euro an Einnahmen durch die Kurtaxe fehlen.
Schulz verweist darauf, dass ständig Anträge auf Stundungen von Grund- oder Gewerbesteuer in seiner Verwaltung eintreffen. „Natürlich geben wir diesen als Kommune auch statt.“Doch die Zahlung sei ja nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben. Irgendwann müssten die Rechnungen beglichen werden. Schulz befürchtet deshalb, dass in einigen Monaten Unternehmen aus der Dienstleistung, dem Handel oder der Gastronomie die Pleite droht.
„Die Auswirkungen der Krise kommen zeitversetzt, Ende des Jahres wird die Lage sehr, sehr prekär.“Oberhof steht laut Schulz dabei sinnbildlich für den Tourismus in Thüringen. Die Situation sei überall dramatisch. Gerade für die gastgewerbliche Branche sieht er weiter große Probleme. „Die Rücklagen sind zumeist aufgebraucht. Und auch jetzt ist der Umsatz nach wochenlangen Null-Einnahmen höchstens halb so hoch wie sonst.“Schließlich sei auch der Gast zurückhaltend: Wer wolle schon Urlaub mit Mundschutz machen und auf Annehmlichkeiten wie Sauna verzichten?Schulz, der selbst ein Drei-Sterne-Haus betreibt, fordert mehr Weitsicht durch die Politik – auch, was die komplette Öffnung der Schulen und Kindertagesstätten betrifft, denn viele Eltern könnten derzeit ihren Job gar nicht oder nur begrenzt ausüben. „Wir brauchen Entscheidungen, die bis zu Ende gedacht sind.“
Eine Gefahr für die Austragung der Biathlon- und Rodel-WM im Jahr 2023 sieht Schulz durch Corona „noch nicht“. Bis jetzt liege man bei der Vorbereitung im Plan.