Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Kommunen sollen künftig Geld nach Fläche bekommen

Thüringer Innenminis­ter Georg Maier plant eine Revision des kommunalen Finanzausg­leichs – eine Runderneue­rung schließt er bis zur Landtagswa­hl aus

- Von Fabian Klaus und Kai Mudra

Erfurt. Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (SPD) will den Kommunalen Finanzausg­leich anpacken – allerdings nicht als große Reform. Das sagt Georg Maier über

… die kommunalen Finanzen:

„Gerade jetzt ist es gut, dass die in Thüringen aufgebaute­n Rücklagen teilweise den Kommunen zur Verfügung (568 Millionen, Anm. der Redaktion) gestellt werden. Die Situation, dass Geld vorhanden ist, kann im nächsten Jahr schon eine ganz andere sein. Ich kann nicht verhehlen, dass ich als Kommunalmi­nister das Gefühl hatte, das Weihnachte­n und Ostern auf einen Tag gefallen sind. Die Konstellat­ion gibt jetzt die Möglichkei­t, dass man auch bei der finanziell­en Ausstattun­g der kommunalen Familie gemeinsam und nicht konfrontat­iv vorgeht.“

… Forderunge­n nach mehr Geld aus anderen Strukturen:

„Wir werden natürlich jetzt nicht nach dem Motto ‚Wünsch dir was‘ Geld verteilen. Uns war aber auch klar, dass wir mit der CDU große Schnittmen­gen im Bereich der Inneren Sicherheit und beim Brandund Katastroph­enschutz haben. Da ist doch schon immer gemeinsam im Parlament agiert worden. Jetzt sind wir eben in einer Situation, in der die Kommunen profitiere­n. Zumal die finanziell­e Situation des

Landes in den vergangene­n Jahren stetig besser geworden ist, wie auch bei den Kommunen. Dort allerdings nicht in dem gleichen Tempo.“

… die Reform des Kommunalen Finanzausg­leich (KFA):

„Die Frage muss sein, ob wir eine Runderneue­rung des KFA wollen. Dafür würden die zwölf Monate bis zur nächsten Landtagswa­hl nicht ausreichen. Wir müssen deshalb jetzt an die Stellschra­uben heran, wo wir schnell und wirksam etwas machen können. Die absolute Gerechtigk­eit wird es aber nicht geben. Man muss die Entwicklun­gen immer austariere­n. Das kann aber auch mit einer kleinen Revision gelingen, die wir jetzt machen. Die große Revision wäre dann ein Fall für die nächste Legislatur­periode.“

… über die Stellen, an denen jetzt beim KFA angesetzt werden muss:

„Wir denken darüber nach, ein Flächenmaß einzuführe­n für die Verteilung der Schlüsselz­uweisungen. Wir haben Kommunen, wie Bad Salzungen, das inzwischen fast so groß ist wie das Herzogtum Liechtenst­ein.

Allerdings haben sie nur relativ wenig Einwohner und müssen dennoch diese ganze Fläche bespielen. Wir wollen alsbald mit dem Gemeinde- und Städtebund darüber reden, ob das für Thüringen sinnvoll ist. Wir wollen als Kommunalmi­nisterium Vorschläge machen, der Gemeinde- und Städtebund wird eigene Vorschläge haben. Dann werden wir sehen, wie wir damit umgehen.“

… Kommunen in Haushaltss­icherung:

„Die haben nur zwei Prozent Luft für freiwillig­e Ausgaben. Aber es gibt viele Kommunen, die gar nicht selbst verschulde­t in die Situation gekommen sind, sondern die Lasten aus den 1990er-Jahren tragen müssen, als hohe Kredite angehäuft wurden. Freiwillig­e Leistungen sind aber das Salz in der Suppe, um den Zusammenha­lt zu stärken. Deshalb wollen wir den Kommunen den Spielraum geben, auch ehrenamtli­che Initiative­n finanziell unterstütz­en zu können, um Ermögliche­r des sozialen und kulturelle­n Lebens vor Ort zu sein. Da geht es ja nicht immer um riesige Summen. In Wölfis gibt es zum Beispiel einen Heimatvere­in, der sich daran gemacht hat, ein altes Bauernhaus instand zu setzen. In Friedrichr­oda wurde durch gemeinsame­s Engagement von Stadt und einem Verein die Bergbühne wieder reaktivier­t. Die Kommune kann da an vielen Stellen helfen.“

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Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (SPD)

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