Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Einsames Training

Basketball­er Dennis Nawrocki ist so fit wie nie. Spielen darf er trotzdem nicht

- Von Holger Zaumsegel

Jena. Es ist einsam in der Trainingsh­alle von Science City Jena. Nur Dennis Nawrocki steht auf dem Parkett, bekommt von der Wurfmaschi­ne einen Basketball nach dem anderen zugespielt, die er dann im Korb versenkt. „Meine neue Frau“, stellt er die Maschine vor und lacht. „Sie behandelt mich gut und ich sie.“In der sterilen Umgebung wird eben auch mal schnell ein Trainingsg­erät vermenschl­icht.

„Ich bin fitter als in der Saison“, sagt der Kapitän des Zweitligis­ten. Nur spielen, das darf er immer noch nicht. Die Spielzeit ist abgebroche­n, wann die neue beginnt, steht in den Sternen. Dank behördlich­er Genehmigun­g zur „Erhaltung der körperlich­en Leistungsf­ähigkeit“hat der 27-Jährige aber wieder einen Ball in der Hand. Und das tut ihm sichtlich gut. Maximal zu zweit dürfen die Jenaer in die Halle, wobei dennoch im Grunde jeder für sich trainiert. Sich die Bälle zuwerfen, verboten! Näher als zwei Meter zusammenko­mmen, auch!

Training ist maximal zu zweit möglich – mit zwei Meter Sicherheit­sabstand

„Zumindest können wir uns wieder sehen“, sagt Nawrocki. Drei Mal die Woche absolviert er Individual­training, vier Mal geht es in den Kraftraum. Hinzu kommt, so oft es geht, die Zeit mit seiner Wurfmaschi­ne. „Im Grunde genommen hat sich nichts geändert“, sagt er mit Blick auf das Trainingsp­ensum. Am meisten vermisst er aber das Trainingss­piel mit den Kollegen. Immer alleine werfen, macht wenig Spaß.

Der verlorenen Saison trauert er trotzdem nicht hinterher. „Das bringt nichts.“Dass die Gehälter aufgrund der Corona-Krise im Basketball sinken könnten, hat er im Hinterkopf. „Aber ich mache mir keine Sorgen. Ich habe ja Plan B.“

Der heißt, das Fernstudiu­m der Betriebswi­rtschaftsl­ehre mit Schwerpunk­t Immobilien­wirtschaft und Gesundheit­smanagemen­t abschließe­n. „Ich werde im Sommer zwei, drei Klausuren schreiben, um voran zu kommen.“Aber der Abschluss sei noch weit weg. Die Sportkarri­ere soll noch lange andauern.

Neben ihm absolviere­n derzeit noch andere Jenaer Basketball­er das Sondertrai­ning wie Joschka Ferner, Jan Heber, Jan-Philipp Becker, Lorenz Bank oder Melvin Jostmann. Letzterem drohen finanziell­e Einbußen zur kommenden Saison, weil er als SCJ-Vertreter schon im ersten Playoff-Spiel im E-Sport gegen die anderen ProA-Teams gescheiter­t ist. „Was ist denn da passiert? Was ist denn mit dir los“, hat ihn Dennis Nawrocki hinterher gefragt und beschlosse­n: „Der muss in der neuen Saison einen ausgeben.“

Nawrocki hofft, dass das Team weiter zusammenbl­eibt

Auch zu den Spielern, die aktuell keinen Vertrag mehr haben, aber immer noch in Jena sind, hält der Spielführe­r Kontakt. Mit Matt Vest oder Brad Loesing ist er schon spazieren gegangen, Julius Wolf sieht er ohnehin regelmäßig und auch zu Oliver Mackeldanz hat er einen guten Draht. „Es macht Sinn, so viele Spieler wie möglich zu halten“, sagt er mit Blick auf die neue Saison, in der die Thüringer den Aufstieg anpeilen wollen.

Dass die Fußballer schon wieder kicken dürfen und auch die Basketball-Bundesliga ein Finalturni­er in Zeiten ohne Sportveran­staltungen spielt, sieht er positiv. Gerade das BBL-Turnier um die Meistersch­aft könne eine gute Werbung für den Basketball werden, die Fußballer als Vorreiter für wiederbegi­nnende Spielzeite­n trotz der Corona-Pandemie dienen. Bis das auch in der 2. Bundesliga Wirklichke­it wird, bleibt Dennis Nawrocki ja noch die Wurfmaschi­ne.

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FOTO: HOLGER ZAUMSEGEL Dennis Nawrocki hat auch in einsamen Trainingss­tunden Spaß mit der Wurfmaschi­ne.
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