Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Keine Fête de la musique im Juni, aber Musikfest im Herbst
Organisatoren um Friederike Teichert und Wolfgang Beese basteln an Alternativ-Spektakel
Erfurt. Eine „Fête de la musique“kann kein Fest der Musik sein, wenn die Menschen auf Abstand gehen und Masken tragen müssen. Das widerspräche der ureigenen Idee des Straßenmusikfestes, das doch Menschen und Musik zusammenbringen soll am längsten Tag des Jahres, dem 21. Juni: „Wir müssen dieses Jahr absagen“, darin sind sich Friederike Teichert und Wolfgang Beese deshalb einig. Sie, die zum ersten Mal die Regie übernommen hätte, weil er, der es aus Frankreich nach Erfurt geholt hatte, mit seinem Sohn auf eine lang geplante Reise hatte gehen wollen. Corona macht beider Pläne zunichte.
Aber nicht so ganz, sagt Friederike Teichert. In beteiligten Clubs soll es dennoch Musik geben, die per Stream auf Computer und Smartphones der Fête-Fans finden soll. Sämtliche Thüringer Fête-Städte schließen sich dem an, weiß die verhinderte Organisatorin. Das kann kein echter Ersatz zum Live-Erleben auf der Straße und den Plätzen sein, aber immerhin wird am 21. Juni etwas Musik geboten. Auch eine kleinere Form des Musikfestes mit weniger Bühnen war überlegt worden, hätte aber wohl den in CoronaZeiten unerwünschten Effekt gehabt, dass sich das Publikum noch stärker als in den Vorjahren vor den Bühnen gedrängelt hätte.
Deshalb gibt es einen anderen Plan, den beide gemeinsam angehen: Im Herbst soll es ein Musikfest geben. Das genaue „Wann“und „Wie“werde noch überlegt, im Gespräch ist das erste oder zweite Septemberwochenende. „Wir machen einfach das Beste aus der Situation“, sagt Friederike Teichert.
Straßenfeste hat Corona noch bis Ende August aus dem Kalender gestrichen, sagt Beese. Manch einer habe wohl Schiss gehabt, dass er trotz des Verbots die Fête veranstalten werde. Doch Beese nimmt die Pandemie sehr ernst: Er hat alle Anmeldungen brav zurückgezogen. Auch damit niemand aufspringen kann auf den Fête-Zug, damit nicht am Ende etwas zurückfällt auf ihn und die neue Chef-Organisatorin.
Franz Mehlhose, Kalif Storch, Speicher – etliche weitere Clubs werden sich wohl am Streaming beteiligen, sagt Beese. Er allerdings will sich stärker auf einen eigentlichen Nebensatz des Kulturbeigeordneten Tobias Knoblich „stürzen“. Der hatte nämlich vor der Komplett-Absage ein verkleinertes Krämerbrückenfest vorgeschlagen, das er sich angedockt an die Fête de la musique vorstellen könne. Die Idee will Beese aufgreifen, Knoblich beim Wort nehmen und im Herbst ein Musikfest feiern – mit Unterstützung durch die Kulturdirektion, die ja schon die Hand gereicht habe, und mit finanzieller Unterstützung des Kulturamtes, das Bühnenkosten zum Krämerbrückenfest einspare und eine neue Verwendung dafür finden könne.
Die „Wiederbelebung“der Stadt nach Corona gelte es dann zu feiern, hofft Beese. Dabei zähle auch das Citymanagement mit der örtlichen Händlerschaft zu den Verbündeten, die sich gern mit bis in die Nacht hinein geöffneten Geschäften einbringen würden. Mit einem Prinzip der Fête de la musique will Beese indes gerne brechen: Spielen die Musiker beim „Original“ohne Gage zum Vergnügen des Publikums, soll im Herbst nach seiner Vorstellung ausdrücklich eine Gage fließen. „Um den Musikern zu helfen.“Denn ohne Auftrittsmöglichkeiten hätten diese unter den Einschränkungen in Corona-Zeiten zu leiden gehabt.