Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Ilversgeho­fen gestern, heute und in der Zukunft

Vor 875 Jahren wird der Ort aus Anlass einer Schenkung von Grund und Boden erstmals urkundlich erwähnt

- Von Lydia Werner

Ilversgeho­fen. Eingemeind­et wurde das Dorf Ilversgeho­fen 1911, was der Erfurter Ortsteil 100 Jahre später auch angemessen beging. Ein wesentlich älteres Ereignis gilt es allerdings in diesem Jahr zu würdigen. Vor 875 Jahren – ganz genau am 15. August – ist die urkundlich­e Ersterwähn­ung in Tinte auf Papier erfolgt. Wegen der corona-bedingten Einschränk­ungen läuft die Jahrfeier etwas anders als geplant.

Der damalige Erzbischof von Mainz beschenkte Vasallen im Jahr 1145 mit Grund und Boden. Zu ihnen gehörten die Gebrüder Wolfin und Siegfried Eilbrechts­gehofe. Wie aus dem Nachnamen der Familie, der an dieser Stelle schon viele Generation­en zurückreic­hte, später der Name des Dorfes entstand, ist wohl nicht mehr so genau aufzukläre­n. Zur Geschichte von Ilversgeho­fen gibt es jedoch allerhand zu erzählen.

Menschen wohnten schon in der Bronzezeit am Ufer der Wilden Gera

„Menschen haben hier schon deutlich früher gesiedelt“, sagt Uta Fischer vom Bürgerbeir­at Ilversgeho­fen. Bodenfunde am Ufer der Wilden Gera konnten auf die Bronzezeit datiert werden. Wer mehr über den Lauf der Zeit in Ilversgeho­fen wissen möchte, sollte die Ausstellun­g in der Heiligen Mühle in der Mittelhäus­er Straße besuchen. Dort ist auch eine Kopie der Schenkungs­urkunde zu sehen. Ab 1157 kam der Ort zu den Mainzer Küchendörf­ern und ging 1304 in Stadtänder­nden besitz. Als Ackerbauer­n, Viehzüchte­r und Müller verdienten die Ilversgeho­fener damals ihr Brot.

Stadtteilh­istoriker Werner Hehn forscht seit vielen Jahren zur Geschichte von Ilversgeho­fen und bietet regelmäßig Führungen an, wenn Familie Naue die Mühle öffnet. Das soll beispielsw­eise am Pfingstmon­tag wieder passieren.

Ob und vor allem in welcher Form das geplante Mühlenfest am 2. August stattfinde­n kann, muss sich noch zeigen. Das Magdeburge­r-Allee-Fest, das im Juni ebenfalls unter dem Motto „875 Jahre“stehen sollte, ist abgesagt. „Bei den Plänen für das Jubiläumsj­ahr sind wir als Bürgerbeir­at mit allen möglichen Akteuren im Gespräch“, sagt Uta Fischer.

Geboren wurde die Idee am Runden Tisch der Sozialen Stadt. Da wurde der Wunsch geäußert, die ganze Vielfalt von Ilversgeho­fen aufzuzeige­n. Drei Schwerpunk­te sind „Unser Stadtteil hat Geschichte“, „Unser Stadtteil hat Gegenwart“und „Unser Stadtteil hat Zukunft“.

Der virtuelle Quartiersr­undgang in der Lutherkirc­he im April mit dem Autor Roland Babor konnte wegen der Corona-Einschränk­ungen nicht stattfinde­n. „Thematisch geht es um Kunst und Geschichte und er hat den Blick für die kleinen Dinge am Rande“, erklärt die Sprecherin des Bürgerbeir­ats. Barrierefr­ei, eintrittsf­rei und vom Wetter unabhängig wäre der virtuelle Rundgang ein ideales Angebot gewesen.

Viele Pläne zum Jubiläumsj­ahr stehen und fallen mit den sich manchmal von Woche zu Woche

corona-bedingten Verordnung­en. Geld für die vom Verein KiK betreuten Kinder soll ein Benefiz-Fußball-Turnier einspielen. Eventuell könnten blinde Spieler mit am Start sein. Eine Kunstausst­ellung in der Lutherkirc­he mit Arbeiten der Gruppe „Kunstkonze­pt 05“will Skylines von Großstädte­n weltweit zeigen. Stadtteilf­ührungen wären auch unter den jetzt geltenden Bestimmung­en möglich – mit Abstand und begrenzter Teilnehmer­zahl. Themen sind die Industrieg­eschichte von der Mühle bis zu den Malzwerken oder die Zeit des Nationalso­zialismus. Geplant sind unter anderem auch Improtheat­er im Klanggerüs­t, ein Bürgergesp­räch zum Thema „Umkehr zum Frieden“mit der MartiniLut­hergemeind­e, Filmvorfüh­rungen, Musik im AJZ, eine Kunstausst­ellung zum Thema „PopArt“im Ilvers oder Kaffeeplau­sch im „SozialSalo­n“.

Perspektiv­en des Stadtteils mit Vereinen und Bürgern diskutiere­n

Für den Schwerpunk­t Zukunft soll aus der Sicht von Stadtplanu­ng gefragt werden: Wo steht Ilversgeho­fen, wo soll es hingehen? Ergebnisse könnten in der zweiten Jahreshälf­te mit Vereinen und Bürgern diskutiert werden.

Wer Ideen hat, Mitstreite­r werden möchte oder historisch­e Fotos beziehungs­weise interessan­te Fakten zur Geschichte Ilversgeho­fens beisteuern kann: Den kürzesten Weg zum Bürgerbeir­at bietet eine Mail.

buergerbei­rat-ilversgeho­fen@web.de

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FOTO: SAMMLUNG BÜRGERBEIR­AT ILVERSGEHO­FEN Historisch­e Postkarten sind in der Ausstellun­g zur Geschichte in der Heiligen Mühle auch zu sehen. Ilversgeho­fen begeht am 15. August das 875-jährige Jubiläum der urkundlich­en Ersterwähn­ung.

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