Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
War das ein Tornado über Erfurt?
Tornadobeauftragter des Deutschen Wetterdienstes fahndet noch nach Indizien und Bildern. Weithin sichtbare Trichterwolke
Erfurt. Aus einer schwarzen Wolke zeigt ein Trichter, der in einer Art Schlauch endet, gen Wald. Von Kerspleben aus fotografierte Richard Schaefer am Montag das Himmelsereignis. „Der Tornado entwickelte sich in südlicher Richtung etwa über Kranichfeld.“
Richard Schaefer war nicht der einzige Erfurter, der das seltene Schauspiel bemerkte. „Ich habe schon knapp zehn Bilder erhalten“, zeigt sich Andreas Friedrich, Tornado-Beauftragter beim Deutschen Wetterdienst (DWD), bereits im Bilde. Einzig mit der Einschätzung, ob es denn wirklich ein Tornado war, zeigt er sich zurückhaltend.
„Man sieht sehr gut eine Funnel Cloud über dem Gebiet“, sagt er. Also eine Trichterwolke, die aus der Ferne wie ein Tornado – oder zu deutsch auch Windhose – aussieht. Entscheidend sei aber, ob der kreisende Schlauch auch bis zum Erdboden reicht. Und genau das sei auf den ihm vorliegenden Bildern nicht zu erkennen. Denn erst wenn der Erdboden erreicht ist und dann auch dort Schäden entstanden sind, könne man von einem Tornado reden. „Ich fühle mich an dieser Stelle wie ein Tatortkommissar, ich sammle Indizien und werte sie aus“, sagt Andreas Friedrich. Die Informationsquellen, die den Meteorologen sonst zur Verfügung stehen, wie Radarbilder, helfen ihm bei einem solchen kleinen Ereignissen meist nicht. Für die Radaraufnahmen müsste es regnen, dass die wirbelnden Tropfen abgebildet würden.
Der DWD und er seien demnach sehr auf Augenzeugen angewiesen, die Bilder oder Videos schicken oder auch beschreiben, was sie wo und wann beobachtet haben.
Für den jüngsten Fall in Erfurt deute alles darauf hin, dass es sich nur um eine Funnel Cloud handelte, da keine Schäden bekannt geworden ist. „Wenn sie nicht bis zum Boden reicht, kann man gut drunter stehen und schauen.“
DWD-Experte Andreas Friedrich freut sich auf weitere Informationen: andreas.friedrich@dwd.de