Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Der Keller ist keine Lösung

- Sibylle Göbel zum Dauer-Problem der Ferienbetr­euung s.goebel@tlz.de

E s ist alle Jahre wieder eine Rechnung, die einfach nicht aufgehen kann: Schulkinde­r haben etwa 72 Tage Ferien im Jahr – und berufstäti­ge Eltern im Schnitt nur 30 freie Tage. Vorausgese­tzt, ihr Chef meint es gut mit ihnen. Denn laut Bundesurla­ubsgesetz beträgt der Mindesturl­aub bei einer FünfTage-Woche 24 Werktage.

Doch ganz gleich, wie viele Tage es sind: Allein mit ihrem Urlaub können Eltern unmöglich die Ferienbetr­euung abdecken. Selbst jene Familien, in denen die Eltern abwechseln­d Ferien machen, damit immer einer beim Kind ist, klafft am Ende eine Lücke, die gefüllt werden muss. „Und, Nein“, schreibt eine Mutter, die ein Internet-Tagebuch führt, „der heimische Keller ist noch immer keine Option.“

Wohin also mit den lieben Kleinen, die eben nicht mal schnell für ein paar Stunden vor dem Arbeitspla­tz ihrer Eltern im OP, dem Supermarkt oder an der Baustelle geparkt werden können?

Diese Frage stellt sich mit jedem Schuljahr aufs Neue, jetzt aber mit besonderer Dringlichk­eit. Denn viele Eltern haben ihren Jahresurla­ub (fast) schon aufgebrauc­ht, um die Kinder während der Kitaund Schulschli­eßungen versorgen zu können. Ohne dass in dieser Zeit für sie an Erholung zu denken war. Deshalb wäre es ein Unding gewesen, wenn das Land in den Ferien kein Betreuungs­angebot an Grundschul­en gemacht hätte.

Von der Kleinigkei­t, selbst mit Maximalstu­ndenzahl einen vollen Arbeitstag mit Hin- und Rückweg abzudecken, wollen wir an dieser Stelle einmal absehen. Nicht aber davon, dass Fünft- und Sechstkläs­sler weiter in der Luft hängen, sofern nicht Großeltern einspringe­n oder ein Platz im Feriencamp zu ergattern ist. Corona zeigt wie unter einem Brennglas: Die Regelung der Ferienbetr­euung darf nicht länger ins Private verschoben werden. Und das Durchwursc­hteln der Eltern weiter als völlig normal gelten.

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